Benjamin Kunath
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Einzelausstellung
5.2. – 18.4.2022
Zentrum für Aktuelle Kunst, Projektraum
Die Ausstellung “Train Lines” widmet sich dem Mikrokosmos “Öffentlicher Nahverkehr” aus der Perspektive eines Künstlers, der seit 2014 als Fahrer der Leipziger Straßenbahn und seit 2021 der Berliner U-Bahn tätig ist.
Seine stets in DIN A4 gezeichneten Diagramme halten nicht nur stadträumliche Situationen fest, sondern avancieren zur komplexen Mindmap eines Künstlers, der den urbanen Kontext der Großstadt in der Straßen- oder U-Bahn durchmisst und zum Gegenstand vielschichtiger Beobachtungen macht. In Kunaths Blättern kondensiert urbanes Leben am Rand des öffentlichen Verkehrs, wenn Wegestationen zu Orten sozialer Beobachtung werden, wenn der Künstler sich mit kleinen Begebenheiten ebenso wie mit Großereignissen an den Strecken befasst. Er trifft dabei höchst eigene Entscheidungen darüber, welche Ereignisse, Personen, Aktivitäten oder Stimmungen Eingang in das so ganz unsystematische System der Kunath’schen Kartographie finden. Die Form der Zeichnung ordnet sich dabei weitgehend dem inhaltlichen Geschehen unter. Signets, Stichworte oder Namen liefern eine auf dem Blatt Gestalt annehmende Ausgangstopographie, zwischen der gezogene Linien multiple Verbindungen und Beziehungen herstellen.
Daraus entstehen gezeichnete Notationssysteme sozialer, politischer und psychologischer Natur, die einen sehr konkreten Einblick in die Gedankenwelt eines Künstlers und/oder Straßen- oder U-Bahnfahrers liefern. Filternde und abstrahierende Spiegel unserer Städte über einen längeren Zeitraum und damit ein künstlerischer Sozialatlas.