Symposium: Rethink and Reload – Monuments in 21st Century Democracies between Iconoclasm and Revival

ZAK – Alte Kaserne 2. OG

Freitag 30.6.2023 10:00 Uhr - 18:00 Uhr

Weltweit sind Denkmalstürze zu einem kontrovers diskutierten Phänomen geworden. Zudem fordern ehemals marginalisierte Gruppen verstärkt Sichtbarkeit im öffentlichen Raum, auch mit Hilfe von fast als überholt geltenden Monumenten, Statuen und Gedenkorten. Das internationale Symposium Rethink and Reload widmet sich der facettenreichen Denkmalkultur in gegenwärtigen Demokratien. Es betrachtet die Denkmalstürze und neuen Denkmalsetzungen als zwei nicht voneinander zu trennende Seiten einer Entwicklung: dem Bestreben, unsere diverser werdenden Demokratien demokratischer zu machen.
Wissenschaftler*innen, Denkmalschützer*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen aus verschiedenen europäischen Ländern sowie den USA diskutieren, welches Potential die gegenwärtigen, am Denkmal ausgetragenen Kontroversen für demokratische Gesellschaften beinhalten. Umwidmungen, temporäre Interventionen, Guerilla- und Gegendenkmäler, Neuaufträge und Denkmalabrisse sind mehr als symbolische Handlungen. Sie formen Realität und damit die Möglichkeit gesellschaftlicher Repräsentation und Teilhabe. Im Denkmalstreit werden grundlegende Fragen verhandelt, wie in einer zu mehr Gleichberechtigung strebenden Gesellschaft erinnert und gelebt werden soll. Welche Themen werden aufgegriffen? Wie wird das formal gestaltet? Wer wird am Prozess beteiligt? Was steht auf dem Spiel, was wird gewonnen? Welche neuen Möglichkeiten gibt es, mit dem eigentlich statisch gedachten Genre Denkmal umzugehen?
Mit Vorträgen, Diskussionen und Filmvorführungen wendet sich dieses Symposium gleichermaßen an Fachleute wie die interessierte Öffentlichkeit.
Die Zitadelle Berlin-Spandau ist dafür der geeignete Ort. Mit der Ausstellung Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler ist das Museum zu einem Zentrum für wissenschaftliche, künstlerische und kulturpolitische Auseinandersetzungen mit problematischen Denkmälern geworden. Insbesondere seit 2020 – dem Jahr der weltweiten Denkmalstürze von Kolonialherren- und Sklavenhaltern – ist es international in den Fokus gerückt. Bisher ist es weltweit einzigartig in seinem musealen Umgang mit sogenannter toxischer Erinnerungskultur. Statt Tabula rasa sichert die Musealisierung Fortbestehen, doch statt anhaltender Diskriminierung im öffentlichen Raum und weiterer Festschreibung längst überholter Machtverhältnisse gibt es eine angemessene Kontextualisierung und Vermittlung.
Aber die Zitadelle möchte mehr. Sie will sich zu einem Ort des regelmäßigen, interdisziplinären und internationalen Austauschs entwickeln. Die Kooperation mit der deutsch-schwedischen Wissenschaftlerin Dr. Tanja Schult bildet den Beginn dieser Entwicklung. Gemeinsam mit Dr. Urte Evert ((Museumsleiterin der Zitadelle Spandau) hat Tanja Schult das Symposium Rethink and Reload konzipiert. Es ist gleichzeitig der erste Output des vom Schwedischen Wissenschaftsrat geförderten Forschungsprojekts Rethink and Reload – Monuments in 21st Century  Democracies between Iconoclasm and Revival, das Tanja Schult gemeinsam mit Tim Cole (Bristol) durchführt.
Unter den Stichworten Monuments’ Possibilities, Monuments in Practice und Monuments in Use werden internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen in verschiedenen Panels über das Potenzial von Denkmälern in der Demokratie diskutieren – darunter die Philosophin Marie-Luisa Frick (Universität Innsbruck), Autorin von z.B. Zivilisiert streiten. Zur Ethik der politischen Gegnerschaft (2017), Paul Farber, Direktor des Monument LAB in Philadelphia, und Erin Thompson, Professorin für Kunstkriminalität an der City University of New York und Autorin von Smashing Statues. The Rise and Fall of America’s Public Monuments (2022), sowie Künstler und Praktiker. Filmvorführungen und Führungen durch die Ausstellung werden die Diskussion vertiefen und das Konferenzprogramm ergänzen.

 

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Bitte melden Sie sich per E-Mail an: anmeldung@zitadelle-berlin.de

 

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Abb.: Kopf des Lenindenkmals in der Ausstellung “Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler” © Zitadelle Spandau

 

Kopf der Lenin Statue liegt auf der Seite.