Mittwoch 11.1.2023 18:00 Uhr - 20:00 Uhr
Grußworte
• Frank Bewig – Stadtrat für Kultur
• Dr. Klaus Lederer – Senator für Kultur und Europa
• Prof. Monika Grütters – Staatsministerin für Kultur und Medien a. D.
Kurzvorträge
• Ambra Frank – Kunsthistorikerin und Expertin für NS-Kunst
• Prof. Stephan Lehnstaedt – Historiker und Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien an der Touro-University Berlin
• Dr. Urte Evert – Leiterin der Historischen Museen Spandau
Seit 2015 machen die sogenannten Thorak-Pferde immer wieder Schlagzeilen unter Titeln wie „Nazi-Kunst aus der Reichskanzlei“ oder „Hitlers Hengste“. In jenem Jahr tauchten die seit 1989 als verschollen geltenden Bronzeskulpturen unter abenteuerlichen Umständen bei einem Sammler wieder auf und ein Rechtstreit über die Besitzverhältnisse begann.
Während die Bundesrepublik auf Herausgabe der aus der DDR geschmuggelten Objekte klagte, plädierten Wissenschaftler:innen und Politiker:innen dafür, die Skulpturen als wichtige Repräsentationen einer problematischen Erinnerungskultur der Öffentlichkeit durch eine Ausstellung zugänglich zu machen. Seitdem die damalige Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters im Sommer 2021 die Verbringung der Bronze-Pferde zurück nach Berlin verkündete, liefen auf der Zitadelle Spandau die Vorbereitungen für die angemessene Ausstellung dieser „toxischen“ Skulpturen.
Die Objektgeschichte der Thorak-Pferde ist mit Fragen nach Aufarbeitung, Mystifizierung von NS-Kunst und dem Kampf um Deutungshoheit im öffentlichen Raum verbunden. Eines der Pferde wurde nun in die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ integriert. Dort ergänzt es, im Themenraum zum Nationalsozialismus, die historische Auseinandersetzung und Aufarbeitung der nationalsozialistischen Kunst am Bau sowie im öffentlichen Raum. Das zweite Pferd wird in einem Schaudepot auf der Zitadelle Spandau neben weiteren streitbaren Objekten der Erinnerungskultur gezeigt und im Rahmen von Begleitveranstaltungen zugänglich gemacht. Durch die räumliche Trennung der Großbronzen und ihre Kontextualisierung in verschiedenen Museumsräumen werden sie weder überhöht, noch versteckt.
Ihre gewollte Überwältigungswirkung ist zwar erkennbar, aber entfaltet sich nicht. Sie sind nun Bestandteile der Ausstellungen auf der Zitadelle, die zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit dem Gedenken in einer Demokratie einladen.