Fernverkehr

Landung Graf Zeppelins. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1928 | Flugplatz Staaken, Staaken

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Landung Graf Zeppelins

Westlich von Staaken entstand 1915 eine Luftschiff- und Flugzeugwerft mit Flugplatz für militärische Zwecke. In den 1920er Jahren starteten von hier Linienflüge, u.a. nach London und Königsberg. Besonders großes Aufsehen erregte die Ankunft des „Graf Zeppelin“ nach seiner Amerikafahrt 1928. In den 1930er Jahren und während des Zweiten Weltkriegs nutzten die Lufthansa und die Luftwaffe den Flugplatz – auch unter dem Einsatz von Zwangsarbeiter*innen,. Nach Kriegsende stellte die Sowjetarmee den Flugbetrieb 1953 ein. Seit 2011 befindet sich auf dem größten Teil des Areals ein Solarpark.

1931 | Spandau

Foto: Georg Pahl | Bundesarchiv, Bild 102-11901

Spandauer*innen begrüßen den Schienenzeppelin

Ein futuristisches Gefährt begeisterte die Spandauer Bevölkerung am 21. Juni 1931: Der Schienenzeppelin genannte Versuchstriebwagen des Ingenieurs Franz Kruckenberg. Er erreichte auf seiner Fahrt von Hamburg nach Berlin dank seines Propellerantriebs eine Höchstgeschwindigkeit von 230,2 Kilometern in der Stunde, die für die nächsten 24 Jahre Weltrekord bleiben sollte. Alltagstauglich war der Schienenzeppelin zwar nicht, aber seine Versuchsfahrten lieferten wichtige Erkenntnisse für den Bau späterer Schnelltriebwagen, in deren Tradition auch heutige ICEs stehen.

um 1935 | Brunsbütteler Damm, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Güterbahnhof Spandau

An der Klosterstraße entstand 1890 ein Güterbahnhof, der nicht nur Verladebahnhof war, sondern auch zum Ausgangspunkt für mehrere Industrie- und Kleinbahnanschlüsse heranwuchs. Nach dem Zweiten Weltkrieg wickelte die britische Besatzungsmacht hier teilweise ihren Militärgüterverkehr ab. Das markante Abfertigungsgebäude musste 1971 einer Verbreiterung der Straße weichen. Heute stehen auf der ehemaligen Fläche des Güterbahnhofs die “Spandau Arcaden”.

1947 | Bahnhof Spandau West, Spandau

Foto: Otto Donath | Bundesarchiv, Bild 183-N0304-308

Hamsterfahrten

Unmittelbar neben dem Güterbahnhof Spandau eröffnete 1910 der Bahnhof Spandau West. Von ihm fuhren vor allem Nahverkehrszüge ins westliche Umland und ab 1928 auch die S-Bahn Richtung Innenstadt. In der Nachkriegszeit brachen die Spandauer*innen von hier in völlig überfüllten Zügen zu „Hamsterfahrten“ ins Havelland auf, um auf Bauernhöfen Wertgegenstände gegen begehrte Lebensmittel zu tauschen. Nachdem die S-Bahn noch 1951 nach Staaken und Falkensee verlängert worden war, verlor der Bahnhof durch Teilung und Mauerbau an Bedeutung und wurde 1980 stillgelegt. Heute befindet sich an seiner Stelle der neue Fernbahnhof Berlin-Spandau.

1948 | Havel, Gatow / Kladow

Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 Nr. 01112535

Sunderland Flugboote

Als mit West-Berlin während der Berlin-Blockade von 1948 bis 1949 nur noch über drei Luftkorridore ein Warenaustausch möglich war, richteten die drei Westmächte die Luftbrücke ein. Über die Flughäfen Tempelhof, Gatow und Tegel wurden Waren aus den Westzonen Deutschlands zur Versorgung der Berliner*innen eingeflogen. Eine Besonderheit waren die britischen Short-Sunderland- und Catalina-Flugboote, die auf der Havel bei Gatow landeten. Sie transportierten vor allem Salz, da ihre Rümpfe anders als bei Landflugzeugen seewasserbeständig waren und damit nach Kontakt mit Salz nicht korrodierten.

1962 | Freiheit, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Auswandererbahnhof Ruhleben

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Berlin zu einem bedeutenden Umsteigepunkt für osteuropäische Auswandernde in die USA. 1891 nahm der so genannte Auswandererbahnhof in Ruhleben den Betrieb auf. Durchreisende wurden hier kontrolliert und auf ihre Gesundheit geprüft, bevor sie zum Überseehafen durften. Während des Ersten Weltkriegs diente der Bahnhof als Lazarett und später als Flüchtlingsunterkunft. Die meisten Gebäude wurden in den 1920er Jahren abgerissen. Die letzte Baracke verschwand erst 2012, nachdem der Denkmalstatus wegen des schlechten Erhaltungszustands aufgehoben worden war.

1976 | heute S-Bahnhof Stresow, Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Bahnhof Berlin-Spandau

Der erste Spandauer Fernbahnhof wurde 1846 an der Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg auf dem Stresow in Betrieb genommen. 1911 erhielt er die Bezeichnung Spandau Hauptbahnhof und wurde erst 1936 in Berlin-Spandau umbenannt – 16 Jahre nach der Eingemeindung Spandaus nach Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor er durch die deutsche Teilung an Bedeutung. Seit 1952 hielten hier keine Fernzüge mehr. Ab 1976 konnten die Spandauer*innen wieder von „ihrem“ Bahnhof in die Bundesrepublik fahren. Tausende Neugierige waren am 26. September dabei, um den ersten Zug nach Hamburg zu begrüßen.

1978 | Heerstraße, Staaken

Foto: Oswald Türck | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Grenzübergang Heerstraße

Das Transitabkommen zwischen der BRD und der DDR von 1972 vereinfachte den Landverkehr zwischen Westdeutschland und West-Berlin erheblich. Um dem zunehmenden Reiseverkehr gerecht zu werden, mussten die Grenzübergänge ausgebaut werden. In Staaken erweiterte man den kleinen Kontrollpunkt an der Heerstraße bis 1975 für den Autoverkehr Richtung Hamburg. Ab 1987 übernahm der neue Autobahn-Grenzübergang Stolpe/Heiligensee diese Aufgabe. Über die Heerstraße konnte man seitdem nur noch in die DDR reisen.

2000 | Bahnhof Berlin-Spandau, Spandau

Foto: Gerhard Loetz | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Hauptbahnhof Berlin-Spandau

Bereits um 1910 plante die Stadt Spandau, den Fernbahnhof vom Stresow auf die andere Seite der Havel nahe der Altstadt zu verlegen. Die Umsetzung erfolgte jedoch erst über 80 Jahre später nach der Wiedervereinigung. 1997 ging der erste Bahnsteig an der heutigen Station in Betrieb. Ende 1998 war der Bahnhof mit der vierschiffigen Glashalle der Architekten Gerkan, Marg und Partner fertiggestellt. Die Bahnsteighalle soll mit 440 Metern die längste in Deutschland sein. Neben einem Gütergleis außerhalb der Halle, gibt es sechs Bahnsteiggleise für den Personenverkehr, zwei für die S-Bahn und vier für Regional- und Fernbahnen.

2020 | Hakenfelde / Spandau

Foto: Carmen Mann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Flugverkehr über Spandau

Auf Spandauer Gebiet wird kein Flugplatz mehr betrieben. Trotzdem ist der Bezirk jahrzehntelang durch Lärm der Flugzeuge des nahegelegenen Flughafen Tegel belastet worden. Von den 2,5 Millionen Fluggästen im Eröffnungsjahr des sechseckigen Abfertigungsgebäudes 1974 stiegen die Zahlen 2019 auf 24,2 Millionen. Mit der Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld Ende Oktober 2020 und der Schließung von Tegel am 8. November endete für Berlin ein Kapitel Luftfahrtgeschichte. Spandau ist nun vom Fluglärm befreit.

Nahverkehr

Die letzte West-Berliner Straßenbahnfahrt. Foto: Bezirksbildstelle Spandau. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1930 | Rathausvorplatz, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Buslinie F von Spandau nach Falkensee

Für die wachsende Bevölkerung der sich ausdehnenden Stadt Spandau hatte sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein innerstädtischer Nahverkehr entwickelt. Groß-Berlin übernahm 1920 die kommunale Straßenbahn mit ihren vier Linien, aber die erhoffte Anbindung an das Berliner U-Bahn-Netz blieb wegen Inflation und Weltwirtschaftskrise aus. Ab 1928 bestand eine S-Bahn-Verbindung bis nach Spandau-West und es wurden Busverbindungen ins Umland eingerichtet, wie die Linie F nach Falkensee.

1945 | Pichelsdorf, Wilhelmstadt

Foto: R. Neuhöfer | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Ausgebrannte Straßenbahn

Als wichtiger Rüstungsstandort war Spandau während des Zweiten Weltkriegs Ziel alliierter Luftangriffe. Diese zerstörten auch die Straßenbahndepots, viele Gleise und Oberleitungen. Schwere Schäden gab es bei der Verteidigung Berlins gegen sowjetische Truppen. Viele Brücken wurden von der Wehrmacht gesprengt und als Barrieren genutzte Straßenbahnen brannten aus. Dadurch war der Straßenbahnverkehr zunehmend eingeschränkt, bis er Mitte April 1945 im gesamten Berliner Raum eingestellt wurde.

um 1948 | Gartenfelder Straße, Haselhorst

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Linie 55 an der Haltestelle „Siedlung“

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es trotz der völlig zerstörten Infrastruktur, den Straßenbahnverkehr zügig wieder aufzunehmen. Bereits im Juni 1945 fuhr die 54 als erste Linie auf einer Teilstrecke wieder durch Spandau. Mitte Juli folgte die Inbetriebnahme eines Teils der Linie 75 und Mitte September der Linie 55. Die Strecken wurden weiter ausgebaut und Wagen notdürftig repariert. Ende Januar 1946 war das gesamte Spandauer Streckennetz wieder befahrbar und die Anbindung an Berlin wieder hergestellt.

1952 | Tegeler Brücke, Siemensstadt

Foto: Fehse, Bezirksstelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Abbau der alten Haltestelle auf Spandauer Seite

1945 waren 60 Prozent der Berliner Straßenbrücken zerstört. Eine von ihnen war die Tegeler Brücke, die Spandau mit Reinickendorf verbunden hatte. An ihrer statt nutzten die Spandauer*innen zunächst eine Fähre und später eine provisorische Fußgängerbrücke. Die wiederaufgebaute Brücke – die 45. in West-Berlin – wurde am 23. September 1952 eröffnet. Ein neuer, festlich geschmückter BVG-Omnibus passierte umjubelt als erstes Fahrzeug die Brücke und fuhr die Haltestelle „Tegeler Brücke“, die wieder auf die Reinickendorfer Seite verlegt wurde, an.

1967 | Niederneuendorfer Allee, Hakenfelde

Foto: Bezirksbildstelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Die letzte West-Berliner Straßenbahnfahrt

75 Jahre nachdem die erste Pferde-Straßenbahn durch Spandau gerollt war, wurde 1967 der Straßenbahnverkehr West-Berlins im Rahmen der „modernen Verkehrspolitik“ eingestellt. Berlin sollte eine „autogerechte Stadt“ werden. Nach und nach traten die verschiedenen Linien ihre letzte Fahrt an. Am 2. Oktober 1967 fuhr die letzte West-Berliner Straßenbahn als Festkorso mit Volksfeststimmung und unter Polizeischutz auf der Linie 55 von Hakenfelde nach Charlottenburg. Sie wurde durch die Buslinie 55 ersetzt.

1984 | Westend, Charlottenburg

Foto: Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

U-Bahnhof Ruhleben

Der 1929 eröffnete U-Bahnhof Ruhleben gehört zwar noch zum Ortsteil Westend  von Charlottenburg, doch für die Spandauer*innen war er fast 50 Jahre lang die einzige Anbindung an das Berliner U-Bahnnetz. Schon seit 1919 gab es Pläne, die Stammlinie der U-Bahn bis zum Rathaus Spandau und darüber hinaus bis zum Falkenhagener Feld zu erweitern. Doch die BVG sah eine Verlängerung der Linie nicht als dringlich an, obwohl sie bis zur Eröffnung der Linie 7 im Jahr 1984 von den Spandauer*innen stark frequentiert wurde.

1980 | Havel / Am Juliusturm, Spandau

Foto: Bezirksbildstelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Aufbau der Senkkästen an der Havel für den Bau der U-Bahn-Linie 7

Der Bau zur Verlängerung der U-Bahn-Linie 7 in Richtung Spandau begann 1973. Doch der erste Anschluss auf der Linie endete für die Spandauer*innen zunächst an der 1980 eröffneten Station Rohrdamm. Um die Linie auch an das Spandauer Zentrum anzubinden, wurde mit Hilfe der aufwendigen Senkkastenbauweise die Havel unterquert und die Station Altstadt Spandau gebaut. Der langersehnte letzte Teilabschnitt der U-Bahn-Linie 7 bis zum Rathaus Spandau ging schließlich 1984 in Betrieb.

1984 | Nonnendammallee, Siemensstadt

Foto: Ludwig Ehlers | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (02) Nr. 0261260

U-Bahnhof Paulsternstraße der Linie U7

Die U-Bahnstation Paulsternstraße gestaltete Rainer G. Rümmler. Er war einer der wichtigsten Architekten der Berliner U-Bahnhöfe. Von 1966 bis 1994 entwarf er fast alle neu erbauten Stationen – darunter viele der U7. Bei der Spandauer Strecke nahm er lokal-historische Bezüge in die Gestaltung auf. So verweisen die Sterne, Bäume und Blumenwiesen an den Wandverkleidungen der Paulsternstraße auf die Sumpfwiesen der Gemarkung Sternfelde. Der Bahnhof steht seit 2017 unter Denkmalschutz.

1989 | Falkenseer Chaussee, Staaken

Foto: Bezirksbildstelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Busverkehr an der neu geöffneten Grenze zu West-Staaken

Im Zuge des Mauerbaus 1961 wurde der S-Bahnverkehr Richtung Falkensee eingestellt. Nach der Öffnung der Grenze im November 1989 konnte der Nahverkehr ins Havelland schnell wieder aufgenommen werden. Busse fuhren bereits ab Mitte November zwischen Nauen und Spandau. Eine Fahrt dauerte mit Grenzkontrolle ca. 45 Minuten. Sowohl die BVG als auch die Potsdamer Verkehrsbetriebe stellten Fahrer*innen und Busse zur Verfügung. Während die BVG umsonst fuhr, zahlten Passagier*innen bei den Potsdamer Verkehrsbetrieben sieben Mark.

2019 | Bahnhof Spandau / Rathaus Spandau, Spandau

Foto: Sebastian Schuth | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Spandaus zentraler Verkehrsknotenpunkt

Spandaus zentraler Verkehrsknotenpunkt befindet sich vor dem Rathaus des Bezirks. Hier treffen 18 Buslinien, die U-Bahn-Linie 7, die S-Bahn-Linien 3 und 9 sowie sechs Regional- und diverse Fernzüge aufeinander. Im Randbezirk Berlins bedienen Bus und Bahn neben dem innerstädtischen Verkehr auch Ziele in Brandenburg. Mit dem Fernverkehr können unter anderem Hamburg, München, Basel und Prag erreicht werden. Ein Ausbau der U-Bahn oder eine Wiederbelebung der Straßenbahn werden oft diskutiert.

Schifffahrt

Dampferstation Kladow. Postkarte. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1922 | Spreemündung, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Zusammenfluss von Havel und Spree

Die günstige Verkehrslage am Zusammenfluss von Havel und Spree sowie die sich hier kreuzenden Landwege förderten Spandaus Stadtwerdung im Mittelalter. Denn die Flüsse waren damals die wichtigsten Transportwege. Bereits das Stadtrechtsprivileg von 1232 gestattete Spandau den Bau einer Flutrinne. Durch sie war es lange vor der Anlage der Schleuse möglich, den zum Betrieb von Mühlen errichteten Staudamm zu umfahren. Die immer wieder vergrößerte Schleuse sowie die stark ausgebauten und regulierten Flussläufe der Havel und Spree dienen noch heute der Güter- und Personenschifffahrt.

1926 | Spandauer Schleuse, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Spandauer Schleuse

Ein erster Schleusenbau ist seit dem 16. Jahrhundert in Spandau belegt. Jedoch erst mit der Aufhebung des Festungsstatus 1903 konnten deren Kammer vergrößert und die Wasserwege verbessert werden. So richtete die Stadt den Nordhafen an der Oberhavel und den Südhafen an der Unterhavel ein, als von 1906 bis 1914 im Norden Spandaus der Großschifffahrtsweg Berlin-Stettin angelegt wurde. Die Schleuse neben der Zitadelle erhielt von 1908 bis 1911 eine zweite Kammer für Schiffe mit bis zu 600 Tonnen Tragfähigkeit. Die kleinere alte Kammer wurde später zugeschüttet und auf der gewonnenen Fläche eine Bootsschleppe für Sportboote angelegt.

1933 | Havel an den Rustwiesen, Hakenfelde

Foto: Firma Carl Rose | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Aufhöhungsarbeiten

Die von Natur aus flachen Uferbereiche der Havel waren seit jeher häufigen Überschwemmungen ausgesetzt. Auch für das Anlanden von Schiffen waren sie oft ungeeignet. Deshalb wurden insbesondere seit Beginn der Industrialisierung immer mehr Ufer aufgeschüttet und begradigt. Dies sollte das Be- und Entladen von Lastschiffen ermöglichen und den Fluss besser regulieren. Derartige Arbeiten erforderten mitunter schweres Gerät und viel Muskelkraft, um die mit Lastkähnen angelieferten Erdmassen am Uferbereich aufzuschütten und zu verdichten.

um 1935 | Kladow

Postkarte | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Dampferstation Kladow

Gegen Ende des 19. Jahrhundert entwickelte sich das Dorf Kladow dank seiner Lage an der Havel zu einem Villenvorort für wohlhabende Berliner*innen. Zur besseren Erschließung wurde 1892 eine Schiffsroute von Potsdam über Kladow und Wannsee nach Spandau eingerichtet. 1913 kam eine zweite Verbindung von Kladow nach Wannsee hinzu. Der „schwimmende Bus“ verband Kladow mit der S-Bahn in Wannsee. Er wurde nicht nur von Kladower Pendler*innen genutzt, sondern war auch bei Ausflügler*innen beliebt. Die Fährlinie existiert noch heute und wird mittlerweile von der BVG betrieben.

1953 | Spree, Spandau

Foto: Willy Nitschke | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (09) Nr. 0031586

Spreedurchstich

Um den Schiffsverkehr auf der Spree zu vereinfachen, wurde der Spandauer Unterlauf des Flusses mehrfach verändert. Nach einer ersten Kanalisierung Ende des 19. Jahrhunderts begannen im Ortsteil Haselhorst 1938 die Arbeiten an einem neuen geraden Flussbett. Es sollte den kurvigen Verlauf der Spree in diesem Bereich ersetzen. Während des Zweiten Weltkriegs ruhten die Bauarbeiten. Dadurch konnte der neue Spreedurchstich erst 1953 freigegeben werden. Der bisherige Verlauf des Flusses blieb als Ruhlebener Altarm bestehen. Er hat seither die Funktion eines Hafens.

1956 | Südhafen, Spandau

Foto: Gert Schütz | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. 0048850

Werft Carl Siebert

Auf dem Gelände des historischen Spandauer Burgwalls an der Havel lag die Bagger- und Schiffbauwerft Carl Siebert. Hier wurden Bagger für den Wasserbau und Binnenschiffe aller Art hergestellt. Darunter waren Schlepper und antriebslose Lastschiffe, die sogenannten Prähme. Das Berliner Werftsterben nach dem Zweiten Weltkrieg verschonte auch den Betrieb am Spandauer Burgwall nicht. Nachdem die Werft zwischenzeitig noch als Mahnkopf-Werft weitergeführt worden war, wurde der Schiffbau 1975 eingestellt. Sie hat inzwischen einer Pflegeeinrichtung und einer Uferpromenade Platz gemacht.

um 1965 | Havel am Wröhmännerpark, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Dampferstation Hafenplatz

Vom alten städtischen Hafen Spandaus nördlich der Altstadt fuhren bereits ab 1875 Dampfschiffe nach Tegel. Obwohl der Hafen später dem Wröhmännerpark weichen musste, blieb der Dampferverkehr bestehen. Bis heute starten die Schiffe von der dortigen Anlegestelle Hafenplatz zu Ausflugsfahrten in die Oberhavelgewässer. In der Nachkriegszeit wurde die Dampferstation auch für „Hamsterfahrten“ ins nördliche Berliner Umland genutzt. Mit dem Schiff kam man bis nach Neuruppin, um Habseligkeiten gegen Lebensmittel einzutauschen.

1974 | Südhafen, Spandau

Foto: Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Südhafen

Die Havel bei Tiefwerder wurde zwischen 1906 und 1911 in einen neuen begradigten Verlauf verschwenkt. Dadurch entstand zwischen diesem und dem alten geschwungenen Flussbett eine Insel. Auf dieser wurde zeitgleich der Südhafen angelegt – der erste Berliner Hafen mit Bahnanschluss. Er diente zunächst vor allem dem Kohle- und Zuckerumschlag. Ab den späten 1920er Jahren entwickelte er sich zum Ölhafen. Seit 1990 werden vor allem Baustoffe, chemische Erzeugnisse und Papier verladen. Inzwischen ist er – nach dem Westhafen – der zweitgrößte öffentliche Hafen Berlins und soll insbesondere für den Stückgutumschlag weiter ausgebaut werden.

um 1987 | Aalemannufer, Hakenfelde

Foto: Brodersen, Verkehrsamt Berlin | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Autofähre

Berlins einzige öffentliche Autofähre pendelt seit 1961 zwischen dem Aalemannufer in Hakenfelde und der Jörsstraße in Tegelort. Die beiden heutigen Fährschiffe „Hol Über II“ und „Hol Über III“ gingen 1977 und 1987 in Betrieb. Neben Autos werden auch andere Straßenfahrzeuge, Fußgänger*innen und sogar Reiter*innen mit ihren Pferden das ganze Jahr hindurch übergesetzt. Die Überfahrt dauert nur zweieinhalb Minuten und verkürzt den Landweg von Spandau nach Tegel erheblich. Deshalb wird die „schwimmende Brücke“ seit jeher nicht nur für Ausflüge genutzt, sondern auch vom Alltags- und Wirtschaftsverkehr.

2020 | Spandauer Schleuse, Spandau

Foto: Carmen Mann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Spandauer Schleuse

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Dimensionen der Binnenschiffe weiter zu. Dadurch war die Spandauer Schleuse in den 1970er Jahren schließlich zu klein. Da das Wasserstraßenhauptamt in Ost-Berlin lag, unterzeichnete daraufhin der Berliner Senat mit der DDR 1977 eine Vereinbarung über den Neubau einer Kammer. Dieser wurde jedoch nicht realisiert. Stattdessen wurde die alte Schleuse 1993 wegen Baufälligkeit geschlossen und zwischen 1998 und 2002 durch einen Neubau mit einer großen Kammer ersetzt. Die Schleuse kann seitdem auch Großmotorgüterschiffe mit bis zu 2300 Tonnen Tragfähigkeit aufnehmen. Sie erhielt auch wieder eine Bootsschleppe für Sportboote.

Wassersport

Surfer auf der Havel. Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

um 1925 | Havelufer, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Angelsportverein Spandau

Das Fischen ist eng mit der Geschichte Spandaus verbunden. Neben der gewerblichen Fischerei schlossen sich im 19. Jahrhundert auch die ersten Hobbyangler zu Angelsportvereinen zusammen. Der älteste noch existierende in Spandau ist der Anglerverein Plötze 1894 e. V. Heute gibt es im Bezirk ein Dutzend verschiedener Vereine, die sich entlang der Havel niedergelassen haben. Vor allem seit der Mitte des 20. Jahrhunderts fanden auch Angler*innen aus anderen Berliner Bezirken hier eine Heimat.

um 1925 | Schäferstraße, Hakenfelde

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Turnerinnen beim Turmspringen

1911 bezog die Landesturnanstalt (ab 1921 Preußische Hochschule für Leibesübungen) ihren Sitz in der Spandauer Radelandstraße. Die Kursteilnehmer*innen erhielten auch eine Schwimmausbildung, für die sie das dort im selben Jahr eröffnete Hallenbad sowie die Flussbadeanstalt in der Schäferstraße nutzten. Weitere städtische Badeanstalten befanden sich in der Wröhmännerstraße – gegenüber der Militärbadeanstalt auf dem Glacis der Zitadelle – sowie am Südpark.

1949 | Stößensee, Wilhelmstadt

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Herbstregatta

Der Rudersport blickt in Spandau auf eine lange Tradition zurück. Bei einer jährlichen Regatta machten die Spandauer Vereine den Meister unter sich aus. 1949 kämpften 270 Aktive in 51 Booten für die Farben ihrer Vereine und beschlossen die Wettkampf-Saison zwischen Stößensee und Schildhorn. Wie im Jahr zuvor gewann damals die Berliner Ruder-Gesellschaft von 1912. Heute noch ist etwa ein Drittel der insgesamt 60 Berliner Rudervereine in Spandau ansässig.

1957 | Alt-Gatow, Gatow

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Wassersportheim Gatow

Der Bau einer Anlage für Ruderregatten in West-Berlin war nach dem Wegfall der Grünauer Regatta durch die deutsch-deutsche Teilung notwendig geworden. Am Ende der Regattastrecke wurde 1952 das Wassersportheim Gatow errichtet. Es ist ein wichtiger Trainingsort für Berliner Wassersportvereine und dient als Veranstaltungsort für Regatten, Meisterschaften sowie das jährliche Drachenbootrennen. Das Bezirksamt Spandau nutzt es zudem für den Schulsport und als Gästehaus für Jugend- und Sportgruppen.

um 1965 | Zitadellengraben, Haselhorst

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Eisstockschießen

1963 richtete einer der erfolgreichsten Berliner Wassersportvereine, die Wasserfreunde Spandau 04, eine eigene Abteilung im Eisstockschießen ein. In ihren Glanzzeiten hatte sie rund 30 Mitglieder. Beim jährlichen Wettbewerb des Juliusturmpokals maß man sich mit anderen deutschen und österreichischen Vereinen. Das Turnier wurde anfangs auf dem Zitadellengraben, ab den 1970er-Jahren aber zunehmend in Eishallen und -stadien in Berlin ausgetragen.

1970 | Spandauer See, Hakenfelde

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Veranstaltung der „Trimm-Dich-Bewegung“

Die sogenannte „Trimm-Dich-Bewegung“ war ein Vorläufer der heutigen Fitness-Bewegung. Sie wurde 1970 durch den Deutschen Sportbund (DSB) ins Leben gerufen, um die Bevölkerung   gegen Übergewicht und Kreislauferkrankungen zu aktivieren. Unter dem Motto „Schwimm mal wieder“ organisierten die Wasserfreunde Spandau 04 e.V. am 30. August 1970 ein Streckenschwimmen über 400 Meter nördlich der Zitadelle, an dem etwa 200 Menschen teilnahmen.

1978 | Gatower Straße, Wilhelmstadt

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Wasserballer im Hallen- und Sommerbad

Das Kombibad Spandau-Süd bestehend aus Hallen- und Freibad wurde 1974 eröffnet. Vier Jahre später wurden hier die Wasserball-Wettbewerbe der in Berlin stattfindenden Schwimmweltmeisterschaft ausgetragen, bei denen Italien siegte. Auch in Spandau wird Wasserball gespielt: Die Abteilung der Wassersportfreunde Spandau 04 gehört neben den Schwimmer*innen seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Teams Deutschlands und spielt auch international an der Spitze mit.

1980 | Spandauer See, Hakenfelde

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Surfer auf der Havel

Das Windsurfen war eine in den späten 1970er-Jahren in Mode gekommene Wassersportart, die Segeln und Surfen vereinte und sich immer noch großer Beliebtheit erfreut. Für das Windsurfen sind große Wasserflächen notwendig, weshalb heute in Berlin vor allem auf dem Wannsee und dem Müggelsee gesurft wird. Da die West-Berliner*innen vor der Wiedervereinigung aber hinsichtlich der Nutzung der Wasserflächen eingeschränkt waren, bot sich auch der Spandauer See nördlich der Zitadelle zum Windsurfen an.

1980 | Havel, Gatow

Foto: Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Speed-Boot-Rennen auf der Havel

Der 1973 gegründete Motor-Rennboot-Club Berlin e. V. – am Teltowkanal in Steglitz ansässig – nutzte auch die Havel in Spandau für den rasanten Wassersport, wie hier bei einem Rennen am 27. April 1980. Dabei sind Rennboote so alt wie Rennautos, die ersten tauchten bereits kurz nach 1900 auf. Die Schnellsten erreichen heute Geschwindigkeiten von über 300 km/h. Der MRC Berlin blickt auf eine erfolgreiche Vereinsgeschichte mit mehreren Welt- und Europameistertiteln zurück.

Wassersport

1984 | Radelandstraße, Spandau

Foto: Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Wiedereröffnung des renovierten Hallenbades

Das 1911 eröffnete Hallenschwimmbad an der Radelandstraße nutzen die Spandauer*innen bis heute zum Schwimmen und für den Schulsport. Lange Zeit diente es ihnen auch für hygienische Zwecke, indem sie Wannen- und Brausebäder nahmen. Daneben waren dort seit jeher Schwimmvereine und Ausbildungsanstalten aktiv. Zu letzteren gehörten die Preußische Hochschule für Leibesübungen in der Weimarer Republik, die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) in der NS-Zeit und die in Spandau ansässigen Lehrstätten der Polizei.

Sport

Freizeit- und Erholungs-Programm. Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1920 | Hakenfelde

Foto: Photoatelier Schultz | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Freie Turnerschaft Spandau

In Spandau gibt es heute mehr als 200 verschiedene Sportvereine. Der älteste ist der Turn- und Sportverein Spandau 1860 e.V., der 1920 aus der Zusammenlegung zweier Turnvereine hervorging. Damaliger Vereinsmittelpunkt waren eine Baracke und ein Platz am Stadtpark in Hakenfelde. Als einziges Gelände dieser Art wurde es auch von Schulen und anderen Gruppen der freien Turnerschaft genutzt. Unweit davon baute der Bezirk ein Jahr später das noch heute erhaltene Stadion Hakenfelde.

1924 | Pichelsdorfer Straße, Wilhelmstadt

Foto: W. Steffin | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Umzug beim 12. Turn- und Sportfest

Im Sommer 1924 veranstaltete der der SPD nahestehende Arbeiter-Turn- und Sportbund das 12. Arbeiter-Kreisturn- und Sportfest des Kreises I (Berlin/Brandenburg). Etwa 10.000 Sportler*innen des Radfahrens, Ruderns, Schwimmens und Fußballs nahmen teil. Turner*innen führten, wie damals üblich, Massenturnübungen auf. Für Konflikte sorgten die politisch aufgeladenen Eröffnungsreden. Sie richteten sich vor allem gegen bürgerliche Sportverbände.

1927

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Deutscher Meister – Der Spandauer Radfahrerclub „Wanderer“

Ende des 19. Jahrhunderts wurden Fahrräder zunehmend für die breite Bevölkerung erschwinglich und die Begeisterung für den Radsport wuchs. Im Jahr 1905 wies allein Spandau fünf verschiedene Vereine auf. Der älteste davon war der 1885 gegründete „Spandauer Radfahrerclub“. Er hatte damals bereits eine eigene Frauenabteilung. Der Radfahrerclub „Wanderer“ von 1893 erzielte ebenso nationale Titelerfolge wie der immer noch existierende „Spandauer Radsportverein 1891 e.V.“.

um 1930 | Freiheit, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Sandbahnrennen auf der Trabrennbahn Ruhleben

Mit dem verstärkten Aufkommen des Motorsports nach Ende des Ersten Weltkriegs fanden auf der Trabrennbahn Ruhleben von 1929 bis 1932 auch Motorradrennen statt. Die Streckenlänge betrug damals etwa 1.200 bis 1.250 Meter. Nach Schließung der Anlage für den Pferdesport wurde diese ab 1951 nochmals für Sandbahnrennen genutzt, darunter für das „1. Internationale Sandbahnrennen Berlin-Ruhleben“ am 11. Juli 1954. Bereits einen Monat später, am 29. August, fand das letzte Rennen statt.

1963 | Neuendorfer Straße, Hakenfelde

Foto: Arne Hengsbach | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Fußballspiel des Spandauer Sportvereins 1894

Fußball wird in Spandau spätestens seit den 1890er Jahren gespielt. Einer der erfolgreichsten Vereine war der Spandauer SV 1894. In der Saison 1975/76 kickte er sogar in der damals zweigleisigen 2. Bundesliga. 2014 wurde der Verein wegen Insolvenz aufgelöst. Seine Heimspiele trug der SSV von 1922 bis 1996 auf dem Sportplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schultheiß-Brauerei aus. Einer der damaligen Gegner der SSV Amateure war Alemannia Haselhorst.

1970 | Sportplatz Staaken, Staaken

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Freizeit- und Erholungs-Programm

Im Wissen um den Mangel an öffentlichen Spiel- und Sportplätzen machte das Spandauer Bezirksamt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen 1970 mehrere städtische Sportanlagen der Öffentlichkeit zugänglich. Zudem entwarf es ein von Mai bis September stattfindendes Freizeit- und Erholungsprogramm. Dazu zählten unter anderem Handball, Turnen, Tischtennis, Rudern oder aber auch das Rhönrad. An den kostenlosen Kursen konnten Berliner*innen aller Altersstufen teilnehmen.

1971 | Bruno-Gehrke Sporthalle, Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Kraftsport in der „Folterkammer“

Das Spandauer Sportamt funktionierte 1951 das ehemalige Kasino des Heereszeugamtes zu einem Trainingszentrum für den Boxsport um. Seitdem entwickelte sich die nach dem Spandauer Sportamtsleiter Mitte der 1950er Jahre benannte Bruno-Gehrke-Sporthalle zu einem der wichtigsten Sporthallen West-Berlins. Zur Verbesserung der Trainingsbedingungen trug ein 1971 aufgestelltes Kraftsportgerät bei, an dem gleichzeitig 14 Personen bis zu 25 verschiedene Übungen durchführen konnten. Es war das vierte seiner Art in Berlin, als einziges aber für die breite Öffentlichkeit zugänglich.

1971 | Stadion Hakenfelde, Hakenfelde

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Hürdenlauf auf der Schweißtropfenbahn

Im Rahmen der in den 1970er Jahren aufkommenden Trimm-dich-Bewegung richtete das Spandauer Bezirksamt im Stadion Hakenfelde eine 400 Meter lange Laufstrecke mit Hindernissen und Turngeräten ein. Auf der sogenannten „Schweißtropfenbahn“ gab es acht Stationen, wie Leiterhangeln, Hürdenspringen, Klimmziehen und Schlängellaufen. Im Angesicht steigender Herz-Kreislauf-Erkrankungen war die 40.000 Mark teure Strecke Symbol eines neuen Gesundheitsbewusstseins und stand den Bürger*innen kostenfrei zur Verfügung.

1983 | Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Familienradeln

Im Juni 1983 organisierte das Spandauer Volksblatt ein Familienradeln, an dem bei strahlendem Sonnenschein über tausend Berliner*innen in die Pedale traten. Die 15 Kilometer lange Route führte von der Wilhelmstraße entlang der Potsdamer Chaussee nach Kladow und zurück zum Freizeitgelände am Südpark. Dort bildete ein Volksfest den Abschluss. Bei einer Verlosung gab es Bücher, Schallplatten und drei Damenräder zu gewinnen. Um im Lostopf zu landen, hatten die Teilnehmer*innen ihre Starterkarten an Kontrollstellen abgestempelt.

2009 | Gutspark Neukladow, Kladow

Foto: Horst Stiller | Bildarchiv Horst Stiller

Sonnengruß beim Yogafestival

Von 2009 bis 2015 fand im Gutspark Neukladow jährlich das Berliner Yogafestival statt. Es gehörte zu den größten Yoga-Veranstaltungen Europas. Das vielfältige Festivalprogramm bestand aus Yogakursen, Workshops, Vorträgen und Konzerten international bekannter Lehrer*innen und Künstler*innen. Mehrere tausend Yogis meditierten zusammen und holten sich neue Lebensenergie mit dem Sonnengruß am Ufer der Havel.