Denkmäler

Mahnmal zur Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit. Foto: Spandauer Bündnis gegen Rechts. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1928 | Train-Kaserne Wilhelmstraße, Wilhelmstadt

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Enthüllungsfeier des Denkmals der Brandenburgischen Train-Abteilung Nr. 3

Im Ersten Weltkrieg waren in Spandau über 20 militärische Truppen stationiert und fast 30 Kriegervereine ansässig. Sie errichteten ihren gefallenen Kameraden Denkmäler, denen die Spandauer Behörden zumeist abgelegene Orte zuwiesen. Das Denkmal für die Gefallenen der Brandenburgischen Train-Abteilung Nr. 3 fand seinen Platz am einstigen Standort der Truppe. Zur Enthüllung kamen zahlreiche Spandauer*innen und Vereine, darunter alle 24 Vereine des Kreis-Kriegerverbands Spandau-Osthavelland.

1942 | Neuendorfer Straße, Spandau

Foto: Albert Ludewig | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Demontiertes Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Mit Erlass des Reichsministers des Innern vom 3. Mai 1942 musste die Stadt Berlin Denkmäler aus Bronze und Kupfer von künstlerisch unbedeutendem Wert „zur Verstärkung der Metallreserve“ für die Kriegswirtschaft abliefern. In Spandau fielen elf Bildwerke dieser Aktion zum Opfer. Darunter war das von französischen Kriegsgefangenen demontierte Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Der linke Pferdefuß ließ sich jedoch nicht so leicht entfernen, so dass er für mehrere Tage als „Pferdefussdenkmal“ stehen blieb.

1952 | Rathausvorplatz, Spandau

Foto: Gert Schütz | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (02) Nr. 0020271

Einweihung der „Schwurhand“

Auf Initiative des Verbandes der Heimkehrer hatte das Bezirksamt Spandau 1952 ein Mahnmal für die Rückkehr der Kriegsgefangenen in Spandau errichten lassen. Während des Zweiten Weltkrieges waren über 10 der 18 Millionen zur Wehrmacht eingezogenen Soldaten in Kriegsgefangenschaft geraten, davon 3,3 Millionen in der Sowjetunion. Deren Angehörige versuchten, mit dem Mahnmal Aufmerksamkeit für ihr Schicksal zu erzeugen und ihre Entlassung zu erwirken. Die letzten kamen erst 1955 frei.

1970 | Roonstraße / Flankenschanze, Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau |  Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Brieftaubendenkmal

Das Brieftaubendenkmal steht seit 1963 am ehemaligen Standort der Lehr-Zucht & Versuchsanstalt für Heeresbrieftauben. Es war 1939 im Wröhmännerpark für die im Ersten Weltkrieg eingesetzten und getöteten Brieftauben errichtet worden. Die 25 bronzenen Tauben auf dem Findlingsblock wurden 1942 als Rohstoffreserve für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen. 1963 ließ das Bezirksamt Spandau zehn Tauben neu anfertigen und am umgesetzten Denkmal montieren, das seitdem allen Brieftauben gewidmet ist.

1983 | Bergstraße / Hauptstraße, Staaken

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau |  Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Gedenkkreuz für Dieter Wohlfahrt

Das erste Todesopfer an der Grenze zwischen Spandau und der DDR war der Fluchthelfer Dieter Wohlfahrt. Der in der DDR aufgewachsene West-Berliner Student konnte sich dank seiner österreichischen Staatsbürgerschaft ungehindert zwischen Ost und West bewegen. Als „Deckelmann“ öffnete er Gullys für Fluchten durch die Kanalisation. Bei einer Fluchtaktion im Dezember 1961 wurde er beim Durchtrennen des Grenzzauns von Grenzpolizisten erschossen. An der Todesstelle steht bis heute ein Gedenkkreuz.

um 1995 | Askanierring, Spandau

Foto: Uwe Hofschläger | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Modell des „Zehnkämpfers“ von Arno Breker

Die Britischen Streitkräfte nutzten die ehemalige Schülerbergkaserne in Spandau als Alexander-Barracks bis zu ihrem Abzug 1994. In einer Grünanlage stellten sie das 1936 von Arno Breker geschaffene Modell des „Zehnkämpfers“ auf. Adolf Hitler hatte die Bronze 1937 dem Reichssportminister geschenkt, der sie in seiner Dienstvilla auf dem Olympiagelände unterbrachte. Dort hatten die Briten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Hauptzentrale. Das Modell kam von dort nach Spandau. Es wurde 2006 abgebaut.

2004 | Evangelisches Waldkrankenhaus, Falkenhagener Feld

Foto: Spandauer Bündnis gegen Rechts | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Mahnmal zur Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit

Das Spandauer Bündnis gegen Rechts weihte mit 150 Gästen im Mai 2004 das Mahnmal zur Erinnerung an die 40 000 Menschen ein, die in der NS-Zeit in Spandau Zwangsarbeit geleistet hatten. Das Mahnmal steht nach langem Ringen um einen geeigneten Standort auf dem Gelände des Evangelischen Waldkrankenhauses. Zwar befindet es sich dort am Rande Spandaus, aber am historischen Ort der sogenannten Arbeiterstadt „Große Halle“. Die 3000 zur Zwangsarbeit Internierten sollten Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ umbauen.

2015 | Lindenufer, Spandau

Foto: Carmen Mann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Mahnmal für die zerstörte Spandauer Synagoge und die Opfer der Shoah

Anlässlich des 50. Jahrestags der Novemberpogrome 1938 lobte das Bezirksamt Spandau einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Mahnmals für die damals zerstörte Synagoge aus. Der Siegerentwurf symbolisiert die durch die Gewalt zerrissene Synagoge. Er wurde in der Nähe ihres ehemaligen Standorts am Lindenufer errichtet. Eine Ziegelmauer ergänzt seit 2012 das Mahnmal. Auf ihr sind die 115 namentlich bekannten jüdischen Spandauer*innen verzeichnet, die in der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden.

2016 | Zitadelle, Haselhorst

Foto: Friedhelm Hoffmann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

„Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“

Seit 2016 lädt die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ auf der Zitadelle Spandau dazu ein, sich mit der Geschichte politisch initiierter Denkmäler der Stadt auseinanderzusetzen. Viele von ihnen wurden in Folge politischer Umbrüche umgestaltet, versetzt, abgebaut, beschädigt oder sogar zerstört. Etwa hundert von ihnen sind nun im ehemaligen Proviantmagazin zu sehen. Darunter aus dem Tiergarten die Standbilder und Büsten der Siegesallee und der Kopf des 1991/92 demontierten Lenin-Denkmals in Friedrichshain.

Militärstadt

Tag der offenen Tür in der Wavell-Kaserne. Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1922 | Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Schanzenbestigung

Als wichtige preußische Garnisons- und Festungsstadt wurde Spandau über viele Jahrhunderte in seiner Entwicklung von kommunalen Strukturen stark eingeschränkt. Erst die Auflassung der Festungsanlagen ab dem Jahr 1903 ermöglichte eine Modernisierung der Infrastruktur, die Realisierung umfangreicher Wohnbauprojekte und die Ansiedlung ziviler Industrien. Bei der Bildung Groß-Berlins 1920 waren nur noch wenige Befestigungswerke erhalten. Doch viele sind noch an heutigen Straßenführungen und Grünanlagen zu erkennen.

um 1935 | Zitadelle, Haselhorst

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Wache vor der Zitadelle Spandau

Die Zitadelle wurde bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch genutzt. Von 1935 bis 1945 war hier das Heeres-Gasschutz-Laboratorium untergebracht – eine Forschungsanstalt der Wehrmacht. Sie diente der Entwicklung von Gasschutzausrüstungen und vor allem der Erforschung neuartiger Nervengase wie Tabun, Sarin und Soman. Deren Wirkung wurde hier im Tierversuch erprobt und Methoden zur Massenfertigung für den Kriegseinsatz entwickelt. Vor allem Sarin ist heute noch ein gefürchtetes chemisches Kampfmittel und Grundlage für das Gift Nowitschok, mit dem Alexej Nawalny 2020 vergiftet wurde.

1936 | Fort Hahneberg, Staaken

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Infanterieregiment Nr. 67

Das 1888 fertiggestellte Fort Hahneberg war das einzige realisierte Außenwerk der Festung Spandau. Drei weitere geplante Forts wurden nicht mehr errichtet, da sie gegen die neue Waffentechnik der Artillerie keinen Schutz mehr boten. Daher diente das Fort Hahneberg nach der Entfestigung als militärische Ausbildungsstätte im Nahkampf. Mit dem Aufbau der Wehrmacht ab 1935 nutzte das in Spandau stationierte Infanterieregiment 67 das Fort für Lehrgänge. Heute engagiert sich die Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg e.V. um dessen Erhalt und Vermittlung der Geschichte.

1938 | Flugplatz Staaken, Staaken

Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. II 10853

Hermann Göring empfängt Rückkehrer

Während des Ersten Weltkrieges waren in Staaken Zeppeline und Flugzeuge für die Luftstreitkräfte gebaut worden und ein Flugplatz entstanden. Auf diesem waren ab Mitte der 1930er Jahre Einheiten der Luftwaffe zur Fernaufklärung stationiert. Hierher kehrten 1938 auch Angehörige der „Legion Condor“ zurück, die zwei Jahre zuvor im benachbarten Döberitz verabschiedet worden waren. Diese Einheiten der deutschen Luftwaffe waren unter strenger Geheimhaltung im Spanischen Bürgerkrieg auf Seite der faschistischen Putschisten unter General Francisco Franco im Einsatz.

1948 | Wilhelmstraße, Wilhelmstadt

Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (04) Nr. 0224988

Wachablösung der Amerikaner und Sowjets vor dem Kriegsverbrechergefängnis

Das Kriegsverbrechergefängnis war zwischen 1878 und 1898 als Festungshaftanstalt für Militärangehörige errichtet worden. Ab 1933 waren hier vor allem prominente Gegner des NS-Regimes inhaftiert. 1947 wurden die im ersten Nürnberger Prozess verurteilten sieben Hauptkriegsverbrecher in das Gefängnis überstellt. Die Verwaltung übernahmen die vier Besatzungsmächte im monatlichen Wechsel. Nach dem Suizid des letzten Häftlings Rudolf Heß im Jahr 1987 wurde das Gefängnis abgerissen. Auf dem Gelände befindet sich heute ein Einkaufszentrum.

1961 | Moritzstraße, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Sprengung der Kaserne des 5. Garde-Regiments zu Fuß

Nach Berlin und Potsdam war Spandau einst die drittgrößte Garnisonstadt Preußens. Dementsprechend ist das Stadtbild durch eine Vielzahl an Kasernen geprägt. Nur wenige wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen, wie die roten Backsteingebäude der Kaserne des 5. Garde-Regiment zu Fuß für den Ausbau des Altstädter Rings. Andere Kasernen erhielten eine neue Nutzung und dienten fortan als Wohnanlagen oder Niederlassungen des Spandauer Bezirksamtes, der Polizei oder für Gewerbetreibende.

1969 | Seeburger Straße, Wilhelmstadt

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Tag der offenen Tür in der Wavell-Kaserne

Während der Teilung Berlins durch die alliierten Siegermächte nutzte die britische Armee viele Spandauer Kasernen weiter. Die „Barracks“ wurden nach wichtigen britischen Feldmarschällen, die sich im Ersten und Zweiten Weltkrieg verdient gemacht hatten, benannt. Dazu zählten Archibald Wavell, Alan Francis Brooke, Harold Alexander, Jan Christiaan Smuts, Douglas Haig und Bernard Montgomery. An regelmäßig veranstalteten Tagen der offenen Tür gaben die Soldaten mit Schießübungen und einer Waffenausstellung Einblick in ihren Arbeitsalltag.

1980 | Flugplatz Gatow, Kladow

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Tag der offenen Tür auf dem Militärflugplatz Gatow

Auch der Militärflugplatz in Gatow, wo sich im Zweiten Weltkrieg eine Luftkriegsschule und eine Luftkriegsakademie befanden, blieb weiterhin in Betrieb. Hier war die Royal Air Force stationiert. Sie stellte von hier über die Luftbrücke während der Berlin-Blockade 1948/49 neben dem Flughafen Tempelhof die Versorgung der West-Berliner Bevölkerung sicher. Die Briten zeigten sich gern bürgernah und lud zu Tagen der offenen Tür ein, an denen Flugzeuge besichtigt und die Flugkünste der „Falcons“, des Fallschirmspringerteams, bestaunt werden konnten. Heute wird das Gelände vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr genutzt.

1994 | Rathausvorplatz / Carl-Schurz-Straße, Spandau

Foto: Barbara Esch-Marowski | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (06) Nr. 0364800

Verabschiedung der britischen Streitkräfte

Nach der deutschen Wiedervereinigung und mit Beendigung des Viermächte-Status durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag 1991 bereiteten die ehemaligen Alliierten den Abzug ihrer in Deutschland stationierten Truppen vor. In Spandau, wo die meisten britischen Soldaten untergebracht waren, fand die Verabschiedung der britischen Garnison mit einer offiziellen Abschiedsparade am 13. Mai 1994 statt. Die „Berlin Infantry Brigade“ war ab 1946 mit etwa 3.000 Soldaten dauerhaft in Berlin vertreten gewesen.

2020 | Obermeierweg, Spandau

Foto: Carmen Mann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Ehemalige Geschützgießerei

Viele der einstigen Orte des Militärs sind noch heute sehr deutlich im Stadtbild des Bezirks sichtbar. Als ehemaliges Zentrum der preußischen Rüstungsindustrie befinden sich darunter auch Fabrikgebäude. Während manche noch ausharren und auf eine neue Nutzung warten, wie die frühere Geschützgießerei auf dem Stresow, haben andere bereits eine zivile Umnutzung erfahren. So produziert BMW seit langem Motorräder in der ehemaligen Munitionsfabrik. In den Hallen des Feuerwerkslaboratoriums auf der Insel Eiswerder haben sich hingegen verschiedene Firmen aus der Veranstaltungsbranche niedergelassen.

Innerdeutsche Grenzen

Zugang im Grenzgebiet zu den Exklaven. Foto: Ludwig Ehlers. Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (02) Nr. 0120522

1930 | Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Luftaufnahme von Spandau

Spandau erhielt 1232 urkundlich das Stadtrecht. Es stand stets in engem Kontakt zu seinem Umland. 1630 wurde Spandau Festungsstadt und seine räumliche Entfaltung dadurch stark behindert. Die Rayonbestimmungen verboten eine feste Bebauung bis 1200 Metern vor den Befestigungen. Erst die Entfestigung 1903 ermöglichte eine Ausdehnung. Mit der Eingemeindung nach Groß-Berlin 1920 verlor Spandau seinen Status als eigenständige Stadt. Die Verbindungen nach Brandenburg blieben aber bestehen.

1958 | Groß Glienicker See, Kladow

Foto: Peter Cürlis | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (05) Nr. 0060415

Badestelle an der Zonengrenze

Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten die Siegermächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich Deutschland in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren auf. Spandau war ein Teil des britischen Sektors, doch lag Berlin als Insel in der sowjetischen Besatzungszone. Im Spandauer Grenzbereich wiesen Schilder auf die Zonengrenze hin. Doch die Badenden an der Grenze ahnten noch nichts von der Ende 1958 einsetzenden Berlin-Krise, die mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 endete.

1962 | Nennhauser Damm, Staaken

Foto: Manfred Aßmann, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Grenzverlauf nahe der Dorfkirche

Damit die britische und die sowjetische Besatzungsmacht einen eigenen Flugplatz nutzen konnten, vereinbarten sie im August 1945 einen Gebietsaustausch. Staaken wurde geteilt, so dass die Grenze an der Kirche in der Mitte des Nennhauser Dammes verlief. West-Staaken mit dem Flugplatz Staaken wurde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt, allerdings erst 1961 eingegliedert. Spandau im britischen Sektor bekam Teile von Groß Glienicke und den „Seeburger Zipfel“ für den Ausbau des Flugplatzes Gatow.

1967 | Bürgerablage, Hakenfelde

Foto: Ludwig Ehlers | Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (02) Nr. 0120522

Zugang im Grenzgebiet zu den Exklaven

Mit der Bildung Groß-Berlins 1920 entstanden zehn Exklaven, die verwaltungsmäßig zu Berlin gehörten, aber räumlich davon getrennt in Brandenburg lagen. Spandau besaß sechs dieser Exklaven, die nach der Aufteilung Berlins in der sowjetischen Besatzungszone bestehen blieben. Darunter waren die Gartenkolonien „Erlengrund“ und „Fichtewiese“, die von ihren Besitzer*innen nur zu bestimmten Zeiten besucht werden durften. Beide Exklaven sind durch einen Gebietsaustausch seit 1988 mit Spandau verbunden.

1969 | Oberjägerweg, Hakenfelde

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Grenzstreifen

Mit der Schließung der innerdeutschen Grenze im Mai 1952 war es für West-Berliner*innen strafbar, die Grenze zur DDR zu überschreiten. Erste Straßensperren und Stacheldrahtzäune wurden errichtet. Ab dem 13. August 1961 folgte der Bau der Mauer um West-Berlin. Der Spandauer Grenzstreifen zur DDR war etwa 32 Kilometer lang und mit umfangreichen Hindernissen versehen: Hinterlandmauer, Signalzaun, Kontrollstreifen, KFZ-Sperrgraben, Lichttrasse, Beobachtungstürme und die eigentliche Grenzmauer.

1976 | Finkenkruger Weg, Staaken

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Arbeiten im Grenzbereich beim Umbau des Bahnhofs Staaken

An der West-Berliner Grenze zur DDR gab es auch Übergänge für den Transitverkehr der Bahn. Die südliche Bahnlinie von Spandau über Staaken wurde bis 1961 für den Güterverkehr genutzt und nach dem Umbau des Kontrollbahnhofs 1976 für den Personenverkehr. Über die nördliche Bahnstrecke fuhren bis Ende 1961 Züge nach Hamburg. Die Strecke wurde am 5. Dezember 1961 – fünf Tage früher als geplant – geschlossen, da an jenem Tag eine Flucht mit einem Zug über den Bahnhof Albrechtshof geglückt war.

1989 | Falkenseer Chaussee, Falkenhagener Feld

Foto: Manfred Aßmann, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Abbau der Berliner Mauer

Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 entstanden zahlreiche Grenzübergänge zwischen West- und Ost-Berlin und der DDR. Am 12. November begann das Spandauer Tiefbauamt mit Kollegen des Bezirks Potsdam die Mauer an der Falkenseer Chaussee abzureißen und die alte Straßenverbindung wiederherzustellen. Tags darauf um 18 Uhr feierten tausende Anwohner*innen aus Ost und West mit „Tränen in den Augen“, Blumen, Kuchen und Sekt das freudige Wiedersehen bei der Eröffnung des Übergangs.

1990 | Ritterfelddamm, Kladow

Foto: Manfred Aßmann, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Grenzübergang Potsdamer Chaussee / Ritterfelddamm

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk erhielten die Bewohner*innen von Kladow und Groß Glienicke 1989: Am Morgen des Heiligabends öffnete sich für Fußgänger*innen der Grenzübergang am Ritterfelddamm. Er konnte an diesem Tag bis 24 Uhr und an den Weihnachtsfeiertagen von jeweils 8 bis 18 Uhr genutzt werden. Danach wurde er bis zu seiner endgültigen Öffnung am 30. Januar 1990 wieder geschlossen. In unmittelbarer Nähe an der Gutsstraße sind noch Mauerreste und Grenzbefestigungsanlagen erhalten.

1994 | Carl-Schurz-Straße, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Sigurd Hauff beim Lauf der Sympathie

Am Neujahrstag 1990 lud die Bürgerinitiative „Brücke der Sympathie“ zu einem Spaziergang über die Grenze ein. 100 000 Berliner*innen und Brandenburger*innen folgten dem Aufruf, tauschten Geschenke aus und begrüßten bei Gulaschkanone und Glühwein das neue Jahr. Daraus entwickelte sich der jährlich im März stattfindende „Lauf der Sympathie“ von Falkensee nach Spandau. Auch der ehemalige Bezirksbürgermeister Sigurd Hauff, hier kurz vor seinem Einlauf ins Ziel, nahm daran regelmäßig teil.

2019 | Heerstraße, Staaken

Foto: Sebastian Schutz | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Mauergedenkstätte

Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls gab es keine offizielle Feier an der Spandauer Grenze wie an anderen Orten in Berlin. Unbekannte hatten lediglich Blumen an der Gedenkstätte an der Heerstraße Ecke Bergstraße niedergelegt. Das Bezirksamt Spandau hatte den Gedenkort am 13. Dezember 2010 eingeweiht. Es erinnert hier jedes Jahr um den 13. August, dem Tag des Mauerbaus, in einer Feierstunde an die Mauertoten. Acht der 140 Todesopfer der Berliner Mauer starben an der innerdeutschen Grenze zu Spandau.

Protest und Demonstration

Protest gegen das Kraftwerk Oberhavel. Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau. Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1932 | Rathausvorplatz, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

700 Jahre Spandau – Aufmarsch der Reichswehr

1932 feierten die Spandauer*innen das 700-jährige Bestehen ihrer Stadt. Der Höhepunkt der 700-Jahr-Feier war ein Festumzug durch Spandau, den etwa 20 000 Menschen besuchten. Neben verschiedenen Vereinen nahm auch das III. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 9 der Reichswehr an dem Umzug teil. Die Festveranstaltung war zugleich ein erfolgreicher Protest gegen die Idee des Berliner Landtags, im Zuge von Sparmaßnahmen Spandau in den Bezirk Charlottenburg einzugliedern.

1934 | Rathausvorplatz, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Bürgermeister Harrer während der Spandauer Heimatwoche

Bereits bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 wählte mehr als ein Drittel der Spandauer*innen die NSDAP. Auch im Spandauer Rathaus stellte die NSDAP die stärkste Fraktion, an deren Spitze ab 1933 der nationalsozialistische Bezirksbürgermeister Max Harrer stand. Unterorganisationen der Partei beteiligten sich neben Schulen, Sport- und Schützenvereinen am Programm der „Spandauer Heimatwoche“ im Juni 1934, um ihrer „Verbundenheit mit der Heimat besonderen Ausdruck zu verleihen“.

1946 | Pichelsdorfer Straße, Wilhelmstadt

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

1. Mai Demonstration

Der Alliierte Kontrollrat bestätigte 1946 den 1. Mai offiziell als Feiertag. Laut Spandauer Volksblatt war Spandau allerdings der einzige Bezirk Groß-Berlins, der in diesem Jahr eine eigene Maifeier veranstaltete. Die SPD und die Gewerkschaften marschierten unter einer hohen Beteiligung durch Spandau zu einer Kundgebung auf dem Sportplatz am Askanierring. Nachmittags trafen sie sich in verschiedenen Lokalen. Die KPD hatte bereits am Abend zuvor in Karlslust gefeiert.

1970 | Blumenstraße, Hakenfelde

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau |  Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Demonstration vor der Wolfgang-Borchert-Schule

Im März 1970 demonstrierten in Spandau und anderen West-Berliner Stadtteilen Schüler*innen und Eltern gegen den Rücktritt „ihres Schulsenators“ Carl Heinz Evers. Der Schulreformer prägte mit seinen Ideen wesentlich das deutsche Schulsystem. 1968 legte er eine als „Evers-Modell“ bezeichnete Reform des Schul- und Hochschulwesens vor, womit er zum Verfechter einer Demokratisierung des Schulwesens wurde. Als ihm der Etat für seine Gesamtschulpläne verweigert wurde, trat Evers aus Protest zurück.

um 1975 | Spandau

“Aktion gegen Fluglärm” | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Gegen den Flughafen Tegel

Proteste gegen den Flughafen Tegel haben in Spandau eine lange Tradition: Bereits nach dem Ausbau des Flughafens für den Passagierverkehr 1975 formierte sich der Protest. Im Oktober 1975 demonstrierten Anwohner*innen gegen den Lärm, die Umweltverschmutzung und hohen Ausgaben. Mit der wiederholten Verschiebung des geplanten Eröffnungstermins des Flughafens BER und der dadurch bedingten Verzögerung der Schließung Tegels, hat der Ärger der Spandauer*innen neuen Auftrieb erhalten.

1976 | Carl-Schurz-Straße, Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Protest gegen das Kraftwerk Oberhavel

Das Kohlekraftwerk Oberhavel belieferte ab 1914 die Stadt Berlin mit Strom und war nach 1945 einer der Hauptenergieversorger West-Berlins. Nach der Ankündigung, das Kraftwerk vergrößert in den Spandauer Forst zu verlegen, entstand 1976 eine der ersten Bürgerinitiativen Berlins. Mit Demonstrationen, selbstgebauten Waldhütten, Zufahrtssperren und Informationsspaziergängen protestierten die Bürger*innen erfolgreich gegen die Pläne. 2002 stellte das Kraftwerk den Betrieb komplett ein.

1982 | Breite Straße / Markt, Spandau

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Festumzug zur 750-Jahr-Feier Spandaus

Der Spruch „Mög‘ schützen uns des Kaisers Hand vor Groß Berlin und Zweckverband“ stammt aus dem Jahr 1911 und bezog sich auf Pläne, die selbständige Stadt Spandau in den Zweckverband Groß-Berlin aufzunehmen. Der Protest scheiterte. Spandau wurde 1920 in Groß-Berlin eingemeindet. Ein Festwagen zur 750-Jahr-Feier Spandaus 1982 thematisierte diesen jahrelang schwelenden Konflikt. An dem Umzug nahmen über 100 Schulen, Firmen und Vereine teil, die von über 100 000 Besucher*innen bejubelt wurden.

1992 | Lutherplatz, Spandau

Foto: Claus Rehfeld, Pressestelle Spandau | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Friedensmarsch

Im Sommer 1992 wanderten 100 Teilnehmer*innen auf einem Friedensmarsch durch Brandenburg. Die Initiative für die Aktion ging auf den Arbeitskreis für Frieden und Umwelt der Spandauer Luthergemeinde zurück. Die Teilnehmer*innen im Alter zwischen 2 und 70 Jahren protestierten mit dem Marsch gegen Umweltprobleme, Gewalt und Arbeitslosigkeit. Sie wurden nach ihrer Ankunft am Gemeindehaus von Bürgermeister Werner Salomon begrüßt und beendeten den Tag mit einem gemeinsamen Dankeslied.

2005 | Rathausplatz, Spandau

Foto: Regina Gößwald | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

„Marsch der Solidarität“

Nachdem die Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH im Mai 2005 ankündigte, den Spandauer Standort der Waschmaschinen-Produktion schließen zu wollen, formierte sich lauter Protest. Am 5. Oktober 2006 starteten rund 800 Mitarbeiter*innen einen „Marsch der Solidarität“ von Spandau nach München, um dort vor der Konzernzentrale einen Forderungskatalog zum Erhalt der Arbeitsplätze vorzulegen. Mit den Demonstrationen und Streiks erreichte die Belegschaft, dass ein Teil der Arbeitsplätze bis 2010 erhalten blieb.

2017 | Seegefelder Straße, Spandau

Foto: Carmen Mann | Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Gegendemonstration zum Rudolf-Heß-Marsch

Anlässlich des 30. Todestags von Rudolf Heß, NSDAP-Mitglied seit 1920 und glühender Hitler-Verehrer, versammelten sich am 22. August 2017 etwa 800 Neonazis aus ganz Europa in Spandau. Rudolf Heß hatte im Jahr 1987 im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis Selbstmord begangen. Rund 2000 Gegendemonstrant*innen blockierten einen großen Teil der Strecke, sodass der Marsch immer wieder angehalten und schließlich abgebrochen wurde.