Einen besonders anschaulichen Einblick in das Spandau von einst und heute gibt der Bestand Abbildungen. Über 60.000 Fotos, Postkarten, Dias, Negative, digitale Aufnahmen aber auch Zeichnungen und Lithographien halten Spandauer Geschichte im Bild fest: Stadtansichten, Ortsteile und Landschaften, Straßen, Plätze und Häuser, lokale Feierlichkeiten und Ereignisse sowie Personen im privaten Umfeld, in Vereinen, in der Öffentlichkeit, bei der Arbeit und beim Militär.

Spandauer Marktplatz, Foto, 1894

Das erste „Verzeichnis der im Museum vorhandenen Gegenstände“ listet diese Aufnahme bei den Fotografien unter der Position 15 auf. Auf ihr ist die Nordseite des Marktplatzes zu sehen. Rechts über den Dächern ragt die Laterne des Turms der St. Nikolai-Kirche hervor. Im Hintergrund sind die Adler-Apotheke und ganz links das alte Rathaus am Markt zu erkennen. Der Fotograf ist unbekannt.

Die ältesten Fotografien wurden Ende des 19. Jahrhunderts aufgenommen. Sie sind besonders sehenswert, da sie – ebenso wie viele Aufnahmen vom Anfang des 20.Jahrhunderts – charakteristische Bauten der Spandauer Alt- und Neustadt zeigen, von denen es einige schon längst nicht mehr gibt. So verhält es sich auch mit dem Großteil der über 2.000 fotografierten Gebäude durch Albert Ludewig (1902–1972) aus den 1930er bis 1970er Jahren. Eine Dokumentation von über 3.500 Fotografien unbekannter Herkunft hält dagegen zerstörte Spandauer Gebäude und im Abriss befindliche Bunker aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sortiert nach Straßen und Plätzen fest.

Abriss des Hochbunkers in der Stadtrandstraße, Foto Foto-Grow, 5. März und 11. Mai 1954

Während des Zweiten Weltkrieges wurden 55 Luftschutzbunker in Spandau errichtet. Ihr Abriss nach dem Kriegsende wurde fotografisch mit dem Datum der Aufnahme dokumentiert und nach Straßen geordnet. Nicht überliefert ist hingegen, in welchem Auftrag die Fotos entstanden.

Für einen symbolischen Betrag erwarb das Heimatmuseum 1964 von Erna Schreiber die Postkarten- und Fotosammlung ihres verstorbenen Ehemanns Friedrich Schreiber. Die etwa 1.250 Motive aus dem Spandauer Stadtbild und Umgebung bereichern den Sammlungsbestand. Sie verbildlichen, wie rasant sich Spandau vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt und verändert hat. Ein weiteres Konvolut stammt vom Postkartenverlag Meyerheim. Die über 200 Fotografien von Ausflugslokalen und Badestellen entlang der Havel von Hakenfelde, über Pichelswerder und Pichelsdorf bis nach Gatow und Kladow dienten als Vorlage für den Druck von Postkarten. Ein Teil der von 1920 bis ca. 1965 entstandenen Aufnahmen kolorierten Mitarbeitende des Verlags. Auch unter den ca. 700 Postkarten und Fotos der Sammlung Behnke finden sich viele vom einstigen Spandau und von Ausflugslokalen im Grünen entlang der Havel und im Spandauer Forst. Zwei Drittel des Bestandes sind digitalisiert und über die Plattform museum-digital veröffentlicht.

Havel-Düne, Foto Postkartenverlag Meyerheim, um 1925

Die Fotografien des Verlages Meyerheim dienten dem kommerziellen Verkauf von Postkarten. Deshalb sind viele Ausflugsgaststätten unter den Aufnahmen, von denen man eine Postkarte mit lieben Grüßen – wie heute per Smartphone – an die Familie und Freunde senden konnte. Zudem gibt es Aufnahmen, die zeigen, wie beliebt Spandau als Ausflugsziel bei den Berliner*innen aufgrund seiner noch unberührten Natur entlang der Havel war.

Von der Pressestelle des Bezirksamtes übernahm das Archiv über 10.000 Fotografien und über 3.000 Dias. Die Aufnahmen stammen hauptsächlich von Claus Rehfeld (1935–1999), der seit den 1960er Jahren für die Pressestelle des Bezirksamtes ein Foto- und Filmarchiv aufbaute. Sie geben ein eindrucksvolles Bild von Spandau während der Teilung Berlins, des Mauerfalls und der Wende wieder.

Hans Rosenthal auf der Zitadelle, Dia Pressestelle Spandau, 6. September 1975

Einen besonderen Zeitgeist spiegeln die Aufnahmen der Pressestelle Spandau zu West-Berliner Zeiten wider. Von der Veranstaltung des Bezirksamtes Spandau unter dem Motto „Jung und Alt auf gleicher Welle in der Spandauer Zitadelle“ sind über 50 Dias erhalten. Auf ihnen ist z.B. der Quizmaster Hans Rosenthal (1925–1987) zu sehen, der mit einer Version seiner bekannten Ratesendung „Dalli Dalli“ für gute Unterhaltung sorgte.

Nachruf auf Claus Rehfeld, Spandauer Volksblatt, 26. Januar 2000

Das Herz der Pressestelle war Claus Rehfeld. Mit technischem Know-how, einem unermüdlichen Engagement und journalistischer Neugier hielt er die kleinen und großen Ereignisse Spandaus im Foto und Film fest. Das von ihm geschaffene Film- und Fotoarchiv bildet heute den essentiellen Bestand zur jüngeren Geschichte des Bezirks im Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandaus. Wie sehr er im Amt und bei den Spandauer*innen geschätzt wurde, zeigt der Nachruf auf ihn, den der von 1979 bis 1992 amtierende Bezirksbürgermeister Werner Salomon (1926–2014) schrieb.