Die Bibliotheksbestände setzen sich derzeit aus etwa 20.000 Medien zusammen. Sie stehen den Besucher*innen in Präsenz während der Öffnungszeiten des Lesesaals zur Verfügung. Literatur zur Stadt- und Regionalgeschichte stellt vor allem die Archiv- und Nutzerbibliothek bereit. Die ältesten Bücher aus dem Bestand stammen aus dem Ratsarchiv und gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Unter ihnen finden sich wesentliche Werke für die Stadtforschung: Zu ihnen zählt die Stadtchronik „Zur Beschreibung und Geschichte von Spandow“ von Daniel Friedrich Schulze (1739–1811), die mit dem Jahr 1804 endet. Weitere Schwerpunkte bilden Literatur zu Kultur, Militär, Wirtschaft, Architektur, Archäologie, Religion, Sozialem, Sport und Verwaltung. Dazu gehört auch „graue“, also unveröffentlichte Literatur, z. B. Schulchroniken, Vereins- und Firmen-Festschriften und universitäre Abschlussarbeiten.

Stadtchronik „Zur Beschreibung und Geschichte von Spandow“ von Daniel Friedrich Schulze, 1. Band, 1913

Daniel Friedrich Schulze war von 1778 bis 1811 Pastor an der Spandauer St.- Nikolai-Kirche. Etwa 20 Jahre lang trug er eine umfangreiche Chronik der Stadt Spandau zusammen. Als Quellen dienten ihm vor allem die Urkunden der Stadt und Kirche, die Kirchenchronik, Kämmerei- und Kirchenrechnungen, Ratsprotokolle und das Urbarium von 1744. Sein Manuskript wurde erst 1913 als zweibändiges Werk durch den Pfarrer Otto Recke (1844–1922) im Auftrag der Kirche und Stadt Spandau herausgegeben.

Zudem unterhält das Archiv mehrere Spezialbibliotheken. Aus Spandau übernahm das Archiv 2011 die Bibliothek des Kant-Gymnasiums und in den 1990er Jahren die Verwaltungsbibliothek der ehemaligen Verwaltungsbücherei. Besonders letztere ist eine wahre Fundgrube für historische Recherchen mit ihren Amtsblättern, Statistiken, Haushaltsplänen, Wirtschaftsberichten, Polizeiverordnungen sowie juristischen, verwaltungstechnischen und medizinischen Blättern.

Die Verwaltungsbibliothek im Magazin des Archivs, 2023

Zwei weitere Spezialbibliotheken sind die Militär- und die Festungsbibliothek. Sie fanden historisch bedingt ihren Weg ins Archiv, da Spandau seit 1626 Garnisons- und Festungsstadt war und das Archiv auf der Zitadelle beheimatet ist. Die Militärbibliothek mit mehr als 750 Büchern erhielt das Archiv 2007 über die Heimatkundliche Vereinigung Spandau 1954 e.V. von einem anonymen Spender aus Süddeutschland. Sie beinhaltet Fachliteratur zur Uniform- und Ordenskunde, zur Geschichte von Waffen und den Truppen sowie zum Festungsbau.

Alain Manesson Mallets „Die Arbeit vom Krieg“ von 1672

Alain Manesson Mallet (1630–1706) war, wie nach ihm Sébastien Le Prestre de Vauban (1633–1707), Festungsbaumeister unter Ludwig XIV. Sein Werk ist das älteste in der Militärbibliothek neben der „Festungsbaukunst“ des französischen Festungsbaumeistes Antoine de Villes (1596–1656) von 1676.

Die Festungsbibliothek ist eine Schenkung des Interfest e. V., der sich als Studienkreis für internationales Festungs-, Militär- und Schutzbauwesen der weltweiten interdisziplinären Festungs- und Militärgeschichtsforschung widmet. Obwohl der Aufbau der Festungsbibliothek erst 2015 mit dem Nachlass des Schweizers Dr. Heinz Otto Hürzeler (1940–2015) begann, umfasst die Bibliothek zurzeit schon 10.000 Medien. Inhaltlich liegt der Fokus zwar auf der Festungs- und Militärgeschichte. Darüber hinaus erstreckt sich der Bestand jedoch über klassische Werke, Lexika und Kartenmaterial auf neuste historische Forschungsliteratur und Publikationen zur Erinnerungskultur.

Blick in den Hauptraum der Festungsbibliothek, 2022

Für den größten Teil der Festungsbibliothek steht ein eigener Raum mit einem Arbeitsplatz bereit. Die Bibliothek soll allerdings zukünftig Teil eines europäischen Forschungszentrums für Festungen werden. Für dieses sind Räumlichkeiten auf der Zitadelle im Dachgeschoss des ehemaligen Laborgebäudes – nach dessen Sanierung – vorgesehen.

„Der Angriff und die Vertheidigung der Festungen durch den Herrn von Vauban“ von Abraham Humbert, 1744-1745

Der Berliner Mathematiker und Ingenieur Abraham von Humbert (1689–1761), der bei König Friedrich II. als Lehrer angestellt war, übersetzte das Standardwerk zum Festungsbau „Traité de l’attaque et défense des places“ des französischen Generals und Baumeisters Sébastian Le Prestre de Vauban (1633–1707).