Die Karten- und Planbestände bieten großflächige Ansichten von Spandau und Umgebung sowie detaillierte Zeichnungen einzelner Gebäude, Fassaden und Innenräume. Maßstäbe und Formate variieren dabei stark: von Taschenformaten bis hin zu über ein Meter langen und hohen Archivalien. Sie erstrecken sich über einen Zeitraum vom 16. bis zum 21. Jahrhundert.

Die Kartensammlung besteht aus rund 2.000 Einzelstücken. Sie wurde ab 1978 über 13 Jahre von Kurt Vogel, dem ehemaligen Gruppenleiter Kartografie des Spandauer Vermessungsamtes, ehrenamtlich aufgebaut und betreut. Ein wesentlicher Teil der Ansichten stammt zudem aus dem Vermessungsamt und dessen historischer Sammlung. Zu den frühesten Motiven zählen die Spandauer Zitadelle und Altstadt. Über die Hälfte der Sammlung bezieht sich auf den Zeitraum ab 1900. Für Spandau sind Ansichten einzelner Straßen und Ortslagen sowie Gesamtansichten des Stadt- und Bezirksgebietes vorhanden. Zusätzlich zu den Spandauer Karten gibt es auch ergänzendes Material zu Berlin, Brandenburg und Deutschland.

Rückgabe von 16 historischen Festungsplänen an das Archiv des Historischen Dienstes der Armee in Vincennes bei Paris, vom 14. März 1987

Der von 1978 bis 1991 ehrenamtlich in der Plankammer des Archivs tätige Kurt Vogel entdeckte dort eine kleine Sammlung von 16 historischen Festungsplänen, die 1941/42 als Kriegsbeute aus dem benachbarten Frankreich entwendet wurden. Sie stammten aus dem 18. und 19. Jahrhundert und zeigten unter anderem Festungsanlagen aus Spandau (Plan de la Ville et de la Citadelle de Spandow), Belgrad, Bremerhaven, Cuxhaven, Danzig und Krakau.

Die Planbestände setzen sich überwiegend aus Bau- und Lageplänen sowie Grundrissen zusammen. Im Gegensatz zum Kartenmaterial sind die vorhandenen Pläne fast ausschließlich auf Spandauer Gebäude und Grundstücke bezogen. Vor allem der Bereich der Zitadelle und der früher militärisch genutzten Umgebung ist hier stark vertreten.

Bauplan für eine Wohnkaserne des Mädchenheims der Königlichen Munitionsfabrik zu Spandau, Ausführungszeichnung Blatt 3, Schnitt a-b, um 1891

Die Königliche Munitionsfabrik war eine der größten militärischen Produktionsstätten in Spandau und beschäftigte im Jahr 1894 2.900 Arbeiter und 800 Arbeiterinnen. Zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen für die Beschäftigten gehörten Speisesäle, Kantinen und Badeeinrichtungen. Das Mädchenheim der Munitionsfabrik konnte 1893 erstmalig bezogen werden und bot 250 Arbeiterinnen eine Unterkunft und Verpflegung.

Für einen Großteil der im Archiv befindlichen Pläne sind zwei Heimatforscher verantwortlich: Von Reimund Franz (1927–2010) erwarb die Heimatkundliche Vereinigung Spandau 2002 eine ca. 350 Pläne umfassende Sammlung für das Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums. Sie besteht aus Plänen zu Wohnhäusern der um 1900 erbauten Arbeiterkolonie Haselhorst und den ab den 1870er Jahren entstandenen militärischen Industriebauten im Zentrum Spandaus. Franz rettete diese Pläne vor der Vernichtung und lagerte sie zunächst in seinem Privatarchiv. Ein zweiter noch einmal doppelt so großer Bestand ist die Plansammlung von Albert Ludewig (1902–1972). Er zeichnete und kopierte vor allem zahlreiche Pläne zu Spandauer Festungsbauten und der Nikolaikirche.

Verleihung der Medaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Reimund Franz für sein Wirken für das Gemeinwohl, Spandauer Volksblatt, 18. März 1999

Reimund Franz wurde 1927 in Spandau geboren. Seine Familie war seit 1892 in Haselhorst ansässig. Er arbeitete zunächst als Starkstrommonteur und war später im Spandauer Einwohneramt tätig. Im Rathaus stieß er auf eine alte Zeitung mit einer Abbildung seines Vaters. Dies löste sein Interesse an der Heimatforschung aus. Er stellte ein umfangreiches Privatarchiv mit dem Schwerpunkt Haselhorst zusammen und war über 20 Jahre im Vorstand der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau.

Ein weiterer Bestand behandelt ausschließlich die Zitadelle Spandau und die auf dem Gelände vorhandenen Gebäude. Diese Pläne entstanden in der Senatsverwaltung und in der Otto-Bartning Baufachschule (heute Knobelsdorff-Schule) seit den 1950er Jahren für die auf der Zitadelle durchzuführenden Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten.

Maurer der Otto-Bartning-Schule auf der Zitadelle, o.D

Die Otto-Bartning-Schule war nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 30 Jahre auf dem Gelände der Zitadelle beheimatet. Sie bezog die leerstehenden Gebäude und nutzte sie zur handwerklichen Ausbildung, zum Beispiel für Maurer*innen, Tischler*innen oder Glaser*innen. Den Auszubildenden bot die Zitadelle eine vielfältige und lehrreiche Umgebung. Die Gebäude profitierten im Gegenzug von Renovierungs- und Erhaltungsmaßnahmen.