Unter die Kategorie Schriftgut fallen überwiegend hand- und maschinenschriftliche sowie gedruckte Archivalien. Sie bilden mit mehreren hundert Regalmetern den umfangreichsten Bestand. Hier sind mit den mittelalterlichen Urkunden auch die ältesten im Archiv vorhandenen Dokumente aus der Spandauer Geschichte zu finden.

Notifikationsschreiben des Rats zu Spandau, 17. Dezember 1282

Dieses in Latein auf Pergament verfasste Schriftstück ist das älteste im Archiv erhaltene Originaldokument. Daneben ist es auch der älteste schriftliche Nachweis über den Rat in Spandau, auch wenn die vom Landesherrn eingesetzten Schöffen noch über diesem standen. Es gibt bekannt, wieviel Ablass verschiedene Bischöfe Personen erteilen sollen, die zum Aufbau des Heilig-Geist-Hospitals eine Beisteuer geben.

Den Kern des Schriftgutes bildet das alte Ratsarchiv. Es konnte im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen gesichert werden und spielte eine wesentliche Rolle für den Aufbau des Archivs des Stadtgeschichtlichen Museums. Die enthaltenen Magistratsakten, Stadtbücher, Kämmerei- und Stadtkassenrechnungen sowie die Urkundensammlung stellen wichtige historische Zeugnisse der bis 1920 selbstständigen Stadt Spandau und ihrer Verwaltung dar.

Unter den Pergament- und Papierurkunden befinden sich sowohl kirchliche als auch städtische Beschlüsse und Vereinbarungen. Ebenso sind mehrere Bestätigungen der Spandauer Besitztümer, Freiheiten und Rechte durch verschiedene Landesherren vorhanden, zum Beispiel von Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg (um 1284–1356), Otto V. von Bayern (1346–1379) und Johann Georg von Brandenburg (1525–1598). Die älteste der rund 200 Urkunden vom 5. Dezember 1289 behandelt eine jährliche Getreidepacht aus der Mittelmühle zu Teltow an die Spandauer Heilig-Geist-Kirche.

Spandauer Stadtrechtsprivileg vom 7. März 1232, Deutsche Fassung des 15. Jahrhunderts

Die Abschrift der Spandauer Stadtgründungsurkunde auf Pergament gilt als das wichtigste Dokument der Spandauer Geschichte. Nachträgliche Veränderungen sind jedoch nicht ausgeschlossen. Der Verbleib des Originals ist unbekannt. Die originale Abschrift ist in der Dauerausstellung im Zeughaus der Zitadelle zu sehen.

Im Gegensatz zu den Einzelobjekten der Urkundensammlung geben die Akten des Magistrats zu Spandau mit ihren über 2.000 Exemplaren einen guten Überblick über den gesamten Verwaltungsapparat. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten einige Unterlagen basierend auf alten Verzeichnungen als vermisst gemeldet werden. Dennoch ist es möglich, Einblick in Vorgänge vom 16. bis ins 20. Jahrhundert zu nehmen. Dieser Bestand ist in 37 Unterbestände aufgeteilt, von Akten zur Stadtgeschichte, über das Bau-, Gesundheits- und Schulwesen, bis hin zu Wasserläufen und Wirtschaft.

Verzeichnis der Magistratsakten des Spandauer Stadtarchivs

Dieses Verzeichnis bietet einen Einblick in die Systematik und die Mengenverteilung der Spandauer Magistratsakten. Es basiert auf alten Verzeichnungen des Rats- bzw. Stadtarchivs. Nicht alle aufgeführten Nummern sind belegt. Gründe dafür sind unter anderem Kriegsverluste und Abgaben an das Landesarchiv Berlin.

Die Beschluss- und Protokollbücher des Rats, des Magistrats sowie der Stadt- und Bezirksverordneten Spandaus gehören ebenfalls zur schriftlichen Überlieferung der Spandauer Verwaltung. Hier wurden Entscheidungen und Sitzungen von Spandauer Entscheidungsträger*innen ab dem Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dokumentiert. Die Auswirkungen dieser Beschlüsse können teilweise in den Kämmerei- und Stadtkassenrechnungen nachverfolgt werden. In diesen wurden von 1463 bis ca. 1900 die Ausgaben und Einnahmen der Stadt mit nur wenigen Lücken aufgezeichnet.

Spandauer Kämmereirechnung, 1745/46

Auch wenn diese Kämmereirechnungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr vollständig in Latein verfasst wurden, finden hier immer noch zahlreiche lateinische Begriffe wie „Recapitulatio“ (Wiederholung, Zusammenfassung) oder „Latus“ (Summe, die auf eine andere Seite übertragen werden soll) Verwendung. Besonders für die Benutzung älterer Archivalien sind Vorkenntnisse der zu dieser Zeit gebräuchlichen Sprache und Begriffe hilfreich.

Die Kämmereirechnungen sind der größte überlieferte Bestand aus dem Spandauer Rechnungswesen. Sie enden 1823 und werden im selben Jahr von den Stadtkassenrechnungen abgelöst. Neben diesen Rechnungen und den dazugehörigen Belegen sind auch Unterlagen der Bürgerkasse, Armenkasse und Stadt-Schulden-Tilgungskasse vorhanden. Oft kann auf mehrere Ausführungen in Form von Dubletten oder Tripletten zurückgegriffen werden.

Protokollbuchseite der ersten Sitzung der Spandauer Bezirksverordnetenversammlung, 24. November 1920

Die Eingemeindung Spandaus nach Groß-Berlin im Jahr 1920 führte dazu, dass aus der regelmäßig stattfindenden Stadtverordnetenversammlung der Stadt Spandau die Bezirksverordnetenversammlung des Verwaltungsbezirks VIII wurde. Zusammenberufen wurden die am 20. Juni 1920 neu gewählten 47 Mitglieder. Die letzte Sitzung der Stadtverordneten vom 15. November 1920 fand nicht mehr statt. Eine Übergangsdeputation verhandelte die dafür angesetzten Vorlagen.

Die städtebauliche Entwicklung Spandaus kann im Archiv anhand von über 1.500 Bauakten verfolgt werden. Sie liegen sowohl aus öffentlichen als auch privaten Quellen vor und decken einen Zeitraum von 1835 bis 1996 ab. Das Archiv erreichen regelmäßig Anfragen zu gewerblichen und privaten Bauprojekten.

Der größte Bestand behördlicher Bauunterlagen stammt von der Baupolizei Spandau (heute Bauaufsicht). Neben Wohnungen und Wohnhäusern werden hier unter anderem Bauvorgänge der BEWAG, der Trabrennbahn Ruhleben und der Zitadelle behandelt. Das umfangreichste Projekt mit insgesamt 58 Akten ist das ehemalige Siemens-Luftfahrtgerätewerk. Zusätzlich umfasst der Bestand auch über 250 „Nummerierungsakten“. Dort wurden die Grundstücke in den jeweiligen Straßen mit ihren Eigentümer*innen und Hausnummern festgehalten. Dies geschah als Erstnummerierung oder bei Veränderung der Straßenführung.

Schreiben zur Überreichung der wasserpolizeilichen Genehmigung für die Hafenanlage des Luftfahrtgerätewerks, 23. Januar 1942

In den zahlreichen Akten zum Siemens-Luftfahrtgerätewerk in Hakenfelde befinden sich unter anderem Bauzeichnungen, Berechnungen und Schriftverkehr. Der von Hans Hertlein (1881–1963) entworfene und bis heute erhaltene Gebäudekomplex wurde von 1938 bis 1942 im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums in der Streitstraße erbaut. Er diente der Produktion verschiedener Geräte und Instrumente für die Flugzeuge der Luftwaffe der Wehrmacht.

Anbietungsliste des Bauaktenarchivs des Bezirksamtes Spandau, 21. Februar 2023

Der Bauaktenbestand wächst durch Unterlagen aus dem Bauaktenarchiv der Spandauer Bau- und Wohnungsaufsicht weiter. Wird ein Gebäude abgerissen, scheidet der entsprechende Vorgang aus dem Bauaktenarchiv aus. Die Dokumente werden dann dem Landesarchiv Berlin zum dauerhaften Verbleib angeboten. Lehnt das Landesarchiv ab, erfolgt eine erneute Bewertung durch das Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau. Es ist damit die letzte Instanz, die diese Akten vor der Vernichtung bewahren kann.

Ein wesentlich breiteres Themenspektrum decken die Zeitungsbestände ab. Berichterstattungen und Nachrichten zu Themen wie Alltag, Gewerbe, Mode, Politik und Sport aus Spandau, Berlin und aller Welt können hier eingesehen werden.

Die fortlaufende Sammlung von Zeitungsbänden beginnt im Jahr 1849 mit dem Osthavelländischen Kreisblatt. Ab 1859 kommt der Anzeiger für das Havelland hinzu, der 1919 als Volksblatt für Spandau und das Havelland fortgesetzt und schließlich durch die Nationalsozialisten im März 1933 verboten wurde. Die Spandauer Zeitung ergänzt die Zeit von 1902 bis 1944. Ein weiterer umfangreicher Bestand ist das Spandauer Tageblatt von 1887 bis 1921. Damit überschneiden sich drei Zeitungen für fast 20 Jahre und bieten einen Vergleich unterschiedlicher politisch ausgerichteter Berichterstattungen. Im Jahr 1946 gab der Spandauer Erich Lezinsky (1886–1952) das Spandauer Volksblatt als eine der ersten deutschen Zeitungen nach dem Zweiten Weltkrieg neu heraus. Sie ist bis heute nahezu lückenlos vorhanden.

Lokalteil des Spandauer Volksblatts, 16. November 1983

Einen wesentlichen Anteil an dem umfangreichen Zeitungsbestand haben die Presse stelle Spandau und die Verlegerfamilien des Volksblattes, Lezinsky und Below. Durch ihre Kooperation gelangten die meisten der Zeitungen in das Archiv. Ein umfangreiches Depositum der Familien Lezinsky, Below und Metzler sowie der Verlagsunterlagen bietet zusätzliche Informationen zu den Abläufen und Hintergründen des Spandauer Volksblatts.

Abgesehen von den vollständigen Zeitungsausgaben und -jahrgängen befindet sich im Lesesaal des Archivs eine große Sammlung von Zeitungsartikeln. Sie ist nach Themen aufbereitet und enthält über 50.000 Artikel aus dem 20. und 21. Jahrhundert.

Sammlung von Zeitungsartikeln im Lesesaal des Archivs, um 2010/2023

Die Zeitungsartikel erstrecken sich von der allgemeinen Stadtgeschichte, über Spandauer Ortsteile und Ortslagen, bis hin zu Themen wie Theater, Polizei oder der Zitadelle. Enthalten sind nicht nur Artikel aus dem Spandauer Volksblatt, sondern auch zum Beispiel aus der Berliner Zeitung, der Berliner Morgenpost oder dem Berliner Abendblatt. Es werden weiterhin Artikel gesammelt, um die rund 250 Ordner zu ergänzen. Angelegt wurde die Sammlung von Erich Mayershofer (o.D.–2014).

Für die Familienforschung und Personensuche sind hingegen besonders die in den Zeitungen vorhandenen Todesanzeigen interessant. Zusammen mit den Spandauer und Berliner Adressbüchern sowie den Sterberegistern des Friedhofs in den Kisseln von 1868 bis 1982 bilden sie die Hauptquelle auf diesem Forschungsgebiet.

Sterberegister des Friedhofs In den Kisseln, 1949

Die Toten-, Sterbe- und Beerdigungsregister des Friedhofs In den Kisseln bilden den größten Unterbestand der Friedhofsunterlagen. Sie helfen bei der Ermittlung von Todeszeitpunkten, Angehörigen und auch unbekannten Schicksalen. Die Zeiträume des Zweiten Weltkriegs beinhalten zudem spezielle Vermerke zu den Opfern von Bombenangriffen und zu Erschießungen. Familienforschung und Erbenermittlung sind häufige Auslöser für an das Archiv gerichtete Anfragen.