Sind Festungen nicht Männerangelegenheit? Entgegen diesem Vorurteil gibt es den Wohnsitz von Fürstinnen, die Ehefrau des Festungsplaners, das Gefängnis einer Mätresse zu entdecken.
Berichtet wird von den Auswirkungen der Stationierung von Soldaten und Kämpfen um die Zitadelle für die Spandauerinnen.
Und vorgestellt werden auch Frauengeschichten in den Ausstellungen.

Diese Frauentour findet im Zuge des Tags der Archive und des Spandauer Mädchen*Frauen-März findet statt. Aufgrund des Anmeldeschlusses am 4.3.2022 wegen der begrenzten Teilnehmer*innenzahl, finden Sie hier nähere Hinweise zu den spannenden Spandauerinnen, um sie und ihre Geschichten selbst in den Ausstellungen auf der Zitadelle entdecken zu können.

Eine weitere Frauentour durch die Spandauer Altstadt findet im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus  am 27.3.2022 um 15 Uhr statt. Anmeldung unter Link: frauentouren@t-online.de

Plakat Spannende Spandauerinnen. Abbildung: Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, um 1620. Heinrich Bollandt zugeschrieben. Universitätsbibliothek Bayreuth (Kanzleibibliothek) Inv.-Nr. Bild 26
Abbildung: Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, um 1620. Heinrich Bollandt zugeschrieben. Universitätsbibliothek Bayreuth (Kanzleibibliothek) Inv.-Nr. Bild 26
Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, um 1620. Heinrich Bollandt zugeschrieben. Universitätsbibliothek Bayreuth (Kanzleibibliothek) Inv.-Nr. Bild 26
Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg, um 1620
Heinrich Bollandt zugeschrieben
Universitätsbibliothek Bayreuth (Kanzleibibliothek) Inv.-Nr. Bild 26

Elisabeth von Dänemark (1485-1555) heiratete 1502 Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (1484-1535), der ein erbitterter Gegner der neuen Lehren Martin Luthers (1483-1546) wurde und dessen Schriften verbot. Als die Kurfürstin 1527 zum evangelischen Glauben übertrat, musste sie das Land verlassen. Erst Jahre nach dem Tod ihres Mannes und der Einführung der Reformation in Brandenburg kehrte sie zurück, um ihren Witwensitz auf der Burg Spandau zu nehmen.

Mehr über Elisabeth und die Reformation erfahren Sie im Stadtgeschichtlichen Museum Spandau im Zeughaus und über ihren Witwensitz im Archäologischen Fenster – Burg Spandau in der Westkurtine der Zitadelle.

Anna Sydow (1525-1575) war die Geliebte des brandenburgischen Kurfürst Joachim II. (1505-1571). Nach dessen Tod ließ sie sein Sohn zu lebenslanger Haft ins Verlies des Juliusturms auf der Zitadelle Spandau einsperren, wo sie 1575 verstarb. Seitdem soll sie immer wieder als Weiße Frau in den königlichen Schlössern in Berlin und in Grunewald gesehen worden sein.

Der Juliusturm auf der Zitadelle Spandau, Foto: Friedhelm Hoffmann
Der Juliusturm auf der Zitadelle Spandau
Foto: Friedhelm Hoffmann
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Kopie eines Gemäldes aus dem 16. Jh. von Monika Sieveking, 2008/09

Kopie eines Gemäldes aus dem 16. Jh. von Monika Sieveking, 2008/09

Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Anne de Montot (1537-1585) war verwitwet, als sie Graf Rochus zu Lynar (1525-1596) 1564 im französischen Metz heiratete. Beide flohen aufgrund ihres calvinistischen Glaubens 1568 mit ihren fünf Kindern ins Deutsche Reich, wo er ab 1578 als Baumeister des Kurfürsten die Zitadelle Spandau fertigstellte. Auf dem von ihm für die Nikolaikirche gestifteten Altar ist die gesamte Familie verewigt, die in einem Schloss in Spandau lebte.

Im Kommandantenhaus der Zitadelle finden Sie weitere Informationen zu Anne de Montot und ihren Mann Graf Rochus zu Lynar.

„Kauffen sie nicht schöne Spandosche Zimtpretzeln?“ Mit diesem Ausruf hielt Johann Rosenberg die Spandauer Brezelfrau als eine von zwölf Straßenhändler*innen in „Cris de Berlin“ fest. Voll bepackt mit einer Kiepe auf dem Rücken und einem nicht minder schweren, großen Korb vor dem Bauch steht sie vor dem Berliner Schloss und bietet die Brezeln feil. Sie müssen damals eine in Berlin besonders geschätzte, süße Spezialität gewesen sein. Und es gibt sie noch heute, bei der alteingesessenen Konditorei Fester am Spandauer Markt.

Entdecken Sie weiteres zur Konditorei Fester im Zeughaus auf der Zitadelle.

Die Spandauer Brezelfrau Foto der Federzeichnung von Johann Rosenberg von 1796
Die Spandauer Brezelfrau, Foto der Federzeichnung von Johann Rosenberg von 1796
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Arbeiterin in der Munitionsfabrik Spandau beim Befüllen von Schrapnellgranaten, 1917
Arbeiterin in der Munitionsfabrik Spandau beim Befüllen von Schrapnellgranaten, 1917
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war die Militärindustrie der wichtigste Produktionszweig in Spandau. Während des Ersten Weltkrieges befanden sich über 20.000 Frauen unter den Beschäftigten der Spandauer Heereswerkstätten. Fast alle von ihnen mussten nach dem Krieg ihre Arbeitsplätze wieder für die heimkehrenden Männer räumen.

Historische Objekte und Dokumente in der Exerzierhalle und im Zeughaus zeugen von Spandaus Rüstungsindustrie.

Doch mit der zunehmenden Massenproduktion elektrischer Haushaltsgeräte stieg der Bedarf an Arbeitskräften, wodurch der Anteil der weiblichen Beschäftigten in den 1920er-Jahren wieder zunahm. Bei den Siemens-Schuckert Werken trugen die überwiegend ungelernten Frauen am Fließband wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei.

Elektrische Haushaltsgeräte, wie sie u. a. von Frauen in den Siemens-Schuckert Werken gefertigt wurden, sind im Museum im Zeughaus ausgestellt.

Frauen bei der Bügeleisenproduktion in den Siemens-Schuckert Werken, um 1928
Frauen bei der Bügeleisenproduktion in den Siemens-Schuckert Werken, um 1928
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Das Kaufhaus Pieck am Markt Ecke Breite Straße, um 1905
Das Kaufhaus Pieck am Markt Ecke Breite Straße, um 1905
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau

Über 10.000 jüdischen Kindern gelang es 1938/39 aus dem nationalsozialistischen Deutschland mit einem sogenannten Kindertransport nach Großbritannien zu fliehen. Unter ihnen waren auch die Schwestern Ilse und Lore Pieck, deren Vater Inhaber eines großen Bekleidungsgeschäftes am Spandauer Markt war. Die beiden emigrierten 1940 mit ihren Eltern, die ihnen wenige Wochen später nach London gefolgt waren, in die USA.

Einblicke in das Leben der Familie Pieck und anderer jüdischen Berliner*innen gibt die aktuelle Ausstellung „Charterflug in die Vergangenheit“ in der Bastion Kronprinz.

Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ist die Filmindustrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Spandau. In den Studios der Central Cinema Company von Artur Brauner (1918-2019) nahe der Insel Eiswerder entstanden über 500 Filme. 1958 spielten dort Romy Schneider (1938-1982) und Lilli Palmer (1914-1986) die Hauptrollen in „Mädchen in Uniform“.

Im Stadtgeschichtlichen Museum Spandau können Sie im Zeughaus Filmausschnitte und Objekte zu den Dreharbeiten von „Mädchen in Uniform“ sehen.

Illustrierte Film-Bühne zu „Mädchen in Uniform“, 1958
Illustrierte Film-Bühne zu „Mädchen in Uniform“, 1958
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Ingrid Below-Lezinsky in der Verlagsdruckerei, 1976
Ingrid Below-Lezinsky in der Verlagsdruckerei, 1976
Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau

Ingrid Below-Lezinsky (1930-2005) übernahm 1967 nach dem Tod ihres Mannes den Zeitungsverlag des Spandauer Volksblattes, den ihr Schwiegervater Erich Lezinsky (1886-1952) 1946 mit der Herausgabe der Tageszeitung gegründet hatte. In der verlagseigenen Druckerei wurden neben dem Spandauer Volksblatt viele weitere Druckerzeugnisse produziert. Der Axel Springer Verlag übernahm 1989 24,9 Prozent des Verlags und 1994 schließlich den ganzen.

Ein Einblick in die Geschichte des Spandauer Volksblattes ist in der Dauerausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau im Zeughaus möglich. Zum Tag der Archive werden in der Bastion Kronprinz Neuzugänge aus dem Besitz der Familie ins Archiv des Stadtgeschichtlichen