Auf dieser Seite finden Sie weiterführende Informationen zu den Themen der Infostelen auf dem Zitadellen-Glacis. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine interessante Zeit auf Ihrem Spaziergang über das Zitadellen-Glacis!

On this page you will find further information on the topics of the information steles on the Zitadellen-Glacis. We hope you enjoy reading and have an good time on your walk across the Zitadellen-Glacis!

Eiswerder ist die südlichste Insel in der Oberhavel und gehört mit einer Fläche von 141.458 m² zu den großen Havelinseln. Auf der Krienicke, der seenartigen Fläche zwischen Eiswerder und Zitadelle, soll 1567 der Knüppelkrieg zwischen Spandauer*innen und Berliner*innen stattgefunden haben. Besondere Bedeutung erhielt die Insel mit der Einrichtung des Königliches Feuerwerks-Laboratorium 1829, welches aus dem Geheime Brand-Raketen-Laboratorium auf der Zitadelle Spandau hervorgegangen war. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Industriebauten auf der Insel stetig erweitert und Eiswerder ein wichtiger Bestandteil der Spandauer Rüstungsindustrie. Während des Zweiten Weltkrieges verlor Eiswerder für die militärische Nutzung an Bedeutung, nach 1945 verschwand diese ganz. Die Industriebauten standen leer oder wurden anderweitig genutzt. So baute Arthur Brauner ab 1949 in zwei Hallen der ehemaligen Versuchsanstalt für Kampfstoffe ein Filmstudio auf, die Central Cinema Company. Heute ist Eiswerder ein beliebtes Wassersport- und Naherholungsgebiet mit Uferwegen und Parkanlage, neuen Wohnbauten sowie Ort für Künstler*Innen-Ateliers und Veranstaltungsräume in den ehemaligen Werkshallen.

 

Eiswerder is the southernmost island in the river Oberhavel. With an area of 141,458 m², it is one of the largest islands in the Havel. The Krienicke, the lake-like area between Eiswerder and the Citadel, is said to be the site of the 1567 Knüppelkrieg between Spandau and Berlin. The island became of importance with the establishment of the Royal Fireworks Laboratory in 1829, which had emerged from the Secret laboratory for incendiary rockets at the Spandau Citadel. Over the course of the 19th century, the industrial buildings on the island were constantly expanded and Eiswerder became an integral part of Spandau’s armaments industry. During the Second World War, Eiswerder lost relevance for military use. After 1945, it ceased completely. The industrial buildings stood empty or were used for other purposes. In 1949, Arthur Brauner established a film studio, the Central Cinema Company, in two halls of the former testing facility for warfare agents. Today, Eiswerder is a popular water sports and recreation area with riverside paths and parks, newly developed residential buildings and a place for artists’ studios and event spaces in the former factory buildings.

Wladimir Samoilowitsch Gall

20. Januar 1919 – 9. September 2011

Am 1. Mai 1945 wurde die Zitadelle Spandau nach tagelangen Verhandlungen an die Rote Armee übergeben. Dass dies ohne weitere Kampfhandlungen und Verluste geschehen konnte, ist den Bemühungen der sowjetischen Seite zu verdanken, die mit Major Wassili Grischin als kommandierendem Offizier und Hauptmann Wladimir S. Gall als Übersetzer zwei Parlamentäre in die Zitadelle zum dort verschanzten Volkssturm schickte. Der in den folgenden Jahren als Kulturoffizier und Dozent tätige Gall machte die Geschichte bekannt und bemühte sich um kulturellen Austausch über die Grenzen im Kalten Krieg hinweg. Trotz erfolgter Einladungen, gelang es Wladimir S. Gall erst 1985, Spandau wieder zu sehen. Wladimir Gall erklärte das so: „Ich war, wie es im sowjetischen Volksmund hieß, invalid am Punkt 5. Der fünfte Punkt auf dem Ausreise-Antragsbogen fragte nach der Nationalität. Und da steht bei mir: Jude…“. Wladimir Gall blieb Spandau auch in den letzten Jahren ein Freund, der für Völkerverständigung und Humanismus eintrat.

 

  1. January 1919 – 9. September 2011

On 1 May 1945, Spandau Citadel was handed over to the Red Army after days of negotiations.

Due to the efforts of the Soviet side, which sent two parliamentarians, Major Vasily Grishin as the commanding officer and Captain Vladimir S. Gall as a translator, to the Volkssturm entrenched in the citadel, there were no further fights or casualties. Gall, who worked as a cultural officer and lecturer in the following years, publicised the story and endeavoured to promote cultural exchange across borders during the Cold War. Despite invitations, Wladimir S. Gall only managed to see Spandau again in 1985. Wladimir Gall explained it like this: “I was, as the Soviet saying went, an invalid at point 5. The fifth point on the departure application form asked for nationality. And it said: Jew…”. Wladimir Gall remained a friend of Spandau in his final years, advocating for international understanding and humanism.

Die Spandauer Zitadelle ist im Bastionärsystem erbaut worden. Eine Bastion ist eine pfeilspitzenartige Konstruktion, die in Italien entwickelt wurde und die bis dahin im Festungsbau üblichen rundlichen Basteien ablöste. Der große Vorteil der Bastion gegenüber der Bastei liegt darin, dass sie keinen toten Winkel besitzt. Eine Bastion setzt sich aus zwei spitz zulaufenden Facen und zwei kürzeren Flanken zusammen, wobei ein Teil der Flanken ein Stück nach hinten verlagert ist. An dieser Stelle befinden sich die Kanonenhöfe, deren Aufgabe darin lag, der Kurtine und der Face der gegenüberliegenden Bastion durch ein Flankierungsfeuer Deckung zu geben. Die Kurtinen verbinden die Bastionen miteinander und boten den Verteidigern die Möglichkeit, in den Hof und zu den anderen Bastionen zu gelangen, ohne sich dem feindlichen Feuer auszusetzen. Die kleine Grünfläche, die außen an den Mauern der Zitadelle verläuft, ist die Berme. Diese leicht ansteigende Erdanschüttung diente bei der Verteidigung der Festung als Schussfeld. Sie blieb wie auch das Glacis, das Vorfeld der Festung auf der Sie sich gerade befinden, unbebaut und unbepflanzt, um Angreifern jedwede Möglichkeit zur Deckung zu nehmen.

 

The Spandau Citadel is built in a bastionary system. Developed in Italy, a bastion is a construction with acute angles. It replaced the roundels that had been common in fortress construction until then. In comparison with the roundel, the great advantage of the bastion is having no blind spots. A bastion consists of two tapered faces and two shorter flanks, with one part of the flanks shifted back a little. The gun emplacements are located here, which could provide fire protection for the curtain wall and the face of the opposite bastion. The curtain walls connected the bastions and allowed the defenders to reach the courtyard and the other bastions without exposing themselves to enemy fire. The small grassed area that runs along the outside of the Citadel walls is the berm. This slightly rising slope of earth was used as a field of fire in defence of the fortress. Like the glacis, the area in front of the fortress where you are currently standing, it remained an empty space without buildings or plants to take away any possible cover for an attacker.

Die Zitadelle Spandau ist eine Renaissancefestung aus dem 16. Jahrhundert, die als westliche Verteidigungsanlage der damaligen Residenzstadt Berlin-Cölln dienen sollte. Im Auftrag des Kurfürsten Joachim II. wurde sie in der Zeit von 1560 bis 1594 von den italienischen Architekten Francesco Chiaramella de Gandino und Rochus zu Lynar gebaut. De Gandino, maßgeblich an der Bastionierung der Stadt Küstrin beteiligt, und Lynar, für die Verbesserung der Dresdner Befestigungsanlage verantwortlich, konzipierten die Zitadelle (ital. citta della = kleine Stadt) nach den modernsten Erkenntnissen des Festungsbaus.

Während der napoleonischen Kriege war die Zitadelle von den Franzosen besetzt. Bei der Rückeroberung durch die Preußen 1813 wurde sie schwer beschädigt, als das Pulvermagazin in die Luft flog. Aufgrund finanzieller Engpässe konnte die Instandsetzung erst 1821 beginnen und dauerte bis 1842. Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges wurden bis 1919 Teile des Reichskriegsschatzes im Juliusturm verwahrt. Von 1935 bis 1945 waren die Heeresgasschutzlaboratorien der Wehrmacht auf der Zitadelle untergebracht.

Heute wird die Zitadelle Spandau mit ihren Museen und Galerien kulturell genutzt.

 

The Spandau Citadel is a Renaissance fortress from the 16th century. It was meant to serve as the western defensive of the former Residenzstadt Berlin-Cölln. Commissioned by prince-elector Joachim II, it was built between 1560 and 1594 by Italian architects Francesco Chiaramella de Gandino and Rochus zu Lynar. De Gandino, instrumental in fortifying the city of Küstrin, and Lynar, responsible for the improvement of the fortification system in Dresden, designed the Citadel (ital. citta della = small town) in accordance with the most recent findings in the field of fortress construction.

During the Napoleonic Wars, the Citadel was occupied by the French. When the Prussians recaptured it in 1813, it was badly damaged in the explosion of the gunpowder magazine. Due to financial constraints, the necessary repairs could not start before 1821 and lasted until 1842. After the end of the Franco-Prussian War, parts of the Imperial War Treasure were kept in the Julius Tower until 1919. From 1935 to 1945, the Army’s Gas Protection Laboratory of the Wehrmacht was located in the Citadel.

Today, the Spandau Citadel is a cultural centre with museums and art galleries.

Die Stadt Spandau entwickelte sich aus einer slawischen Siedlung aus dem 10. Jahrhundert heraus. Die Altstadt entstand jedoch erst, als im 12. Jahrhundert die Siedlung aufgegeben und vom Burgwall aus nach Norden verlagert wurde.

Erstmalige schriftliche Erwähnung findet Spandau in einer Urkunde von 1197, Stadtrecht erhielt es 1232 von den askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III.

Von 1626 bis 1903 war Spandau Festungsstadt und von Festungswällen umgeben. Dies hatte eine starke Einschränkung bezüglich Entwicklung und Ausdehnung der Stadt zur Folge, weshalb der Grundriss der Altstadt bis heute erhalten geblieben ist. Im Krieg wurden zwar viele Gebäude zerstört, insbesondere im Bereich des Marktplatzes, dennoch sind eine Reihe von historisch bedeutsamen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten verschont geblieben. Die um 1468 entstandene St.-Nikolai-Kirche am Reformationsplatz ist das höchste Gebäude in der Altstadt. 1539 nahm Kurfürst Joachim II. hier das „Abendmahl in beiderlei Gestalt“ ein und brachte damit den evangelischen Glauben ins Havelland. Das nicht weit von der Kirche gelegene Gotische Haus in der Breiten Straße ist das älteste erhaltene Bürgerhaus in Berlin. Errichtet im 15. Jahrhundert, ist es in einer zur damaligen Zeit seltenen Steinbauweise gebaut worden.

Heute ist die Spandauer Altstadt eine Fußgängerzone mit vielen Geschäften, Restaurants und regelmäßig stattfindenden kulturellen Veranstaltungen.

 

The city of Spandau originates from a Slavic settlement dating back to the 10th century. However, the old town did not form until the old settlement was abandoned in the 12th century and moved further north.

Spandau is first mentioned in writing in a deed from 1197. It was granted town privileges in 1232 by the Ascanian Margraves Johann I and Otto III. From 1626 to 1903, Spandau was a fortified town surrounded by ramparts. This severely restricted the development and expansion of the town. As a consequence, the layout of the old town has been preserved to this day. Although many buildings were destroyed during the war – particularly in the area of the market square – a number of historically significant buildings and sights have been spared from destruction. The St. Nikolai’s Church was built around 1468 at the Reformationsplatz and is the tallest building in the old town. In 1539, prince-elector Joachim II took ‘communion under both kinds’ here, bringing the Protestant faith to the Havelland. Not far from the church, the Gothic House can be found. It is the oldest still existing town house in Berlin. Built in the 15th century, it is a stone construction, which was rare for the time.

Today, Spandau’s old town is a pedestrian zone with many stores, restaurants and regularly occurring cultural events.

Der Behnitz, die älteste Siedlungsstelle Spandaus, bildet den nördlichsten Teil der Spandauer Altstadt. Der Name Kolk – eigentlich nur eine Straße auf dem Behnitz – hat sich im Laufe der Jahre für diesen Teil der Stadt eingebürgert. Der Behnitz war ursprünglich mit der Zitadelleninsel verbunden. 1232, als Spandau erstmals das Stadtrecht erhielt, wurde eine Flutrinne angelegt, die Behnitz und Zitadelleninsel voneinander trennte. Mit Hilfe der Flutrinne wurden der für Spandau wichtige Mühlenbetrieb und der Schiffsverkehr auf der Havel geregelt, ein bewegliches Stauwehr regulierte den Wasserstand. Der Bau der ersten Schleuse ist nicht bekannt, vermutlich wurde um 1572 eine erste Kammerschleuse errichtet. Die Gebäude auf dem Behnitz und auch in der Altstadt stammen größtenteils aus dem 19. Jahrhundert. Während der Belagerung Spandaus durch die Preußen 1813, gerieten die Häuser in Brand und wurden zerstört. Da der Behnitz in den Rayon der Zitadelle fiel, durften beim Wiederaufbau nur Fachwerkhäuser und keine Massivhäuser gebaut werden.

Die heutige Schleuse Spandau wurde 2002 eröffnet und stellt eine wichtige Schnittstelle im Schiffsverkehr zwischen Spree, Havel und Oder dar.

 

The Behnitz, the oldest settlement in Spandau, is the northernmost part of Spandau’s old town. Over the years, the name Kolk – technically just a street on the Behnitz – has been commonly used for this whole area. The Behnitz was originally connected to the Citadel Island. In 1232, when Spandau was first granted city rights, a flood channel was created. As a consequence, Behnitz and the Citadel Island were separated from one another. The flood channel regulated the operations of the mills and the shipping traffic on the Havel, both of which were an integral part of Spandau’s infrastructure. A movable weir controlled the water levels. The construction of the first lock is not known, but in all likelihood a first chamber lock was built around 1572.

Most of the buildings on the Behnitz and in the old town date back to the 19th century. During the siege of Spandau by the Prussians in 1813, the houses caught fire and were destroyed. As the Behnitz was part of the fortress area, only timbered houses were allowed to be constructed in the rebuilding.

The present-day Spandau lock opened in 2002 and is an important intersection for the shipping traffic between the rivers Spree, Havel and Oder.