Spandau hat sich in den letzten rund 125 Jahren deutlich verändert – und doch ist es an vielen Orten immer noch wiederzuerkennen. „Spandau im Bild“ stellt historische Aufnahmen aus der Fotosammlung aktuellen Fotografien gegenüber. Wie haben Sie das „alte Spandau“ in Erinnerung?

Die Foto- und Postkartensammlung des Archivs besteht aus über 10.000 Abbildungen. Sie bildet den umfassendsten Bestand innerhalb des Fotoarchivs. Für eine bessere Aufbereitung wird sie neben der Digitalisierung momentan auch weitreichenden Erschließungs- und Neusystematisierungsmaßnahmen unterzogen. Ergänzende Fotobestände umfassen beispielsweise Dias, Fotoalben, Nachkriegs- und Pressefotos.

Weitere Abbildungen aus diesen Sammlungen können im Online-Portal 1000x.berlin oder bei museum-digital eingesehen werden.

Spandau im Bild - Vergleich Carl-Schurz-Straße und Nikolaikirche
Carl-Schurz-Straße mit Blick zur Nikolaikirche
Links: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Rechts: Foto Alina Millington
Hoher Steinweg, um 1900 und 2022
Abb. 1: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 2:  Foto Alina Millington

Der Name „Hoher Steinweg“ verweist darauf, dass die Straße schon früh gepflastert war. Der Weg führt zum Kolk, einem der ältesten Siedlungsgebiete der Altstadt, der seinen historischen Charme bis heute erhalten hat. Ein Teil der alten Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert befindet sich noch hier, der jeweils links auf den Fotos zu sehen ist.

Den Kolk prägen viele in den 1970er Jahren liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. Ein Gebäude, das erst derzeit behutsam saniert wird, ist die bis 2013 in Betrieb gewesene „Alte Kolkschenke“. Diesen Namen hatte das einstige Stammlokal der auf der Zitadelle stationierten 3.  Batterie des 1. Garde-Fuß-Artillerie-Regiments erst nach 1945 erhalten. Die Kneipe bestand bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und hieß seit 1911 durch einen Besitzwechsel „Zum Versuchsschoppen“.

Kolk mit Schenke, um 1920, um 1950, um 1970, um 1980 und 2022
Abb. 1 bis 4: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 5: Foto Alina Millington
Havelstraße Ecke Reformationsplatz, um 1920, 1977 und 2022
Abb. 1 und 2: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 3: Foto Sebastian Schuth

Der gekrümmte Verlauf der Havelstraße richtete sich nach der einst nördlich verlaufenden Flutrinne, die 1936 zugeschüttet wurde. Die Häuser an der Nordseite, darunter ein langgestreckter historischer Bau aus dem 16. Jahrhundert, in dem von 1854 bis 1894 das erste Spandauer Krankenhaus untergebracht war, wurden 1960 für einen Parkplatz für die autogerechte Stadt abgerissen. Auch dem 1894 erbauten Eckhaus an der Gasse zum Reformationsplatz mit der Kneipe “Zum Juliusturm” drohte Ende der 1970er Jahre der Abriss, als es durch den U-Bahnbau baufällig wurde. Im Rahmen der Altstadtsanierung konnte das Haus gerettet werden und die Nordseite der Havelstraße bis 1985 mit modernen, an kleinen Mietswohnhäusern orientierten Stadthäusern wiederhergestellt werden. Seit 1990 steht der Springbrunnen mit den Namen und Wappen der Partnerstädte von Spandau vor dem Eckhaus.

In dem 1784 errichteten Lazarett an der Ecke Moritzstraße/Viktoria-Ufer für das in Spandau stationierte Regiment Prinz Heinrich war von 1951 bis 1953 das Spandauer Heimatmuseum untergebracht. Der historische Bau musste 1967 wegen Baufälligkeit abgerissen werden und wurde durch einen rekonstruierten Neubau ersetzt, in dem seitdem eine Bank ihren Sitz hat.

Moritzstraße, 1961 und 2022
Abb. 1: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 2: Foto Alina Millington
Carl-Schurz-Straße mit Blick zur Nikolaikirche, um 1910, um 1955 und 2022
Abb. 1 und 2: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 3:  Foto Alina Millington

Das älteste Wahrzeichen der Spandauer Altstadt ist die im 14. Jahrhundert erbaute St.-Nikolai-Kirche. Die barocke Turmspitze mit der sogenannten Laterne wurde beim Bombenangriff am 6. Oktober 1944 zerstört und 1952 durch ein Notdach in Pyramidenform ersetzt.  Erst 1989 bekam die St.-Nikolai-Kirche ihren Turm im Barockstil zurück.

Im Vordergrund, an der Ecke Carl-Schurz-/Moritzstraße ist die Adler-Apotheke zu sehen. Sie befindet sich seit 1613 dort. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1951 durch einen Flachbau mit Arkaden ersetzt. Diese wurden 1960 /61 geschlossen und das Gebäude aufgestockt.

Julius Pieck betrieb seit 1888 ein Geschäft für Herren- und Knabengarderobe in dem aus den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts stammenden Gebäude. Er ließ es 1902 durch einen Neubau ersetzen, der bei einem Bombenangriff am 28. März 1945 zerstört wurde. Seit 1954 befindet sich an der Stelle das unter Denkmalschutz stehende Woolworth-Kaufhaus. Unter den schattenspendenden Bäumen vor dem Kaufhaus treffen sich die Spandauer*innen gern, in der 1988 fertiggestellten Fußgängerzone.

Markt Ecke Breitestraße, 1901, 1976 und 2022
Abb. 1 und 2: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 3:  Foto Alina Millington
Charlottenbrücke, Blick zur Altstadt, 1901, 1937 und 2022
Abb. 1 und 2: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 3: Foto Alina Millington

Bis zum Ausbau der Heerstraße 1911 verlief die wichtigste Verkehrsverbindung von Spandau nach Berlin über die Charlottenbrücke. Die 1885/86 erbaute eiserne Brücke über die Havel konnte in der Mitte für durchfahrende Dampfschiffe aufgeklappt werden. Mit dem Neubau der stählernen Stabbogenbrücke 1926-1928 kam es auch zu einer Neubebauung an beiden Ufern der Havel. Die Eckhäuser an der Charlottenstraße, mit Geschäften im Erdgeschoss und Wohnungen darüber, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1955/56 durch reine Wohnbauten ersetzt.

Auf dem ersten Foto ist die Charlottenstraße zwischen der Breiten Straße und der Carl-Schurz-Straße kaum wiederzuerkennen. Allein das 1965 eröffnete Hertie-Kaufhaus gibt eine Orientierung. Die Häuser in der schmalen Gasse waren fast alle im Zweiten Weltkrieg zerstört und durch Flachbauten ersetzt worden. Diese waren in der Straßenflucht nach hinten versetzt, um die Straße entsprechend der autogerechten Stadt verbreitern zu können. Sie sollte als Ost-West-Verbindung den Verkehr durch die Altstadt führen, während der Marktplatz Fußgängerzone werden sollte. Die Pläne wurden nicht umgesetzt.

Charlottenstraße, 1976 und 2022
Abb. 1: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 2: Foto Alina Millington
Carl-Schurz-Straße, 1887 und 2022
Abb. 1: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 2: Foto Sebastian Schuth

Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die heutige Carl-Schurz-Straße in eine Geschäftsstraße mit ersten Läden in den Erdgeschossen und zwei- bis dreistöckigen Häusern zu verwandeln. Heute sieht die Straße gänzlich anders aus. Keine der Bauten haben sich bis heute erhalten. Anstelle der dreistöckigen Häuser ganz links, steht seit 1890 das Postamt, die heutige Volkshochschule.

Zur Einweihung des Spandauer Rathauses im September 1913 war der Vorplatz zu einer gepflegten Grünanlage angelegt worden. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde der Bau in den 1950er Jahren wieder instandgesetzt und der Turm erhielt 1957 einen neuen Abschluss. Seit den 1960er Jahren veränderte sich das Umfeld des Rathauses grundlegend mit der Anlage des Altstädter Rings und in den 1980er Jahren mit dem Bau der U-Bahn-Station.

Spandauer Rathaus mit Rathausvorplatz, um 1913, 1959, um 1985 und 2022
Abb. 1 bis 3: Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau
Abb. 4: Foto Alina Millington